www.nachkriegsjustiz.at
   
 


Ankündigung des Theaterstücks

"ELF SEELEN FÜR EINEN OCHSEN"
("Enajst dus za enega vola" )

Dokumentar-Theater aus dem Nachkriegsgebiet.
Dokumentarna igra iz povojngea podrocja.


Veranstalter: Verein Persmanhof / Drustvo persmanovega doma
http://www.persman.at Mitveranstalter: SPD Zarja, SPD Valentin Polansek,
Memorial Kärnten-Koroska, Verein Erinnern Villach
Verein Kärnten Down Under (www.kdu.at ), Verein Kärnöl
Eine Co-Produktion mit dem Festival der Regionen OÖ. 2003
Regie, Text:
TINA LEISCH


Videoprojektionen, Bühnenbild:
Alenka Maly & Florian Binder
Musik:
Oliver Stotz & Stojan Vavti
Produktionsassistenz:
Rosemarie Binder
Dramaturgische Beratung:
Mirko Messner & Zdravko Haderlap
Historische Beratung:
Prof. Karl Stuhlpfarrer, Mag.a Lisa Rettl


· 17. 10. 2003 (20.00 Uhr)
Bad Eisenkappel, Pfarrsaal
farna dvorana v Zelezni Kapli
Kartenreservierungen, Tel.: 0699/1 267 60 79


· 18. 10. 2003 (20.00 Uhr)
Theatersaal des Klagenfurter Ensembles
Klagenfurt / Celovec, Südbahngürtel 24
Kartenreservierungs-Hotline: 0664/79 60 883


· 19. 10. 2003 (19.00 Uhr)
Jugendzentrum Hallo,
Villach / Beljak, Nikolaigasse 3/2
Kartenreservierungen, Tel.: 0699/1 267 60 79


Karten: Euro 12,- / Euro 10,-
(ermäßigte Karte nach telefonischer Reservierung
znizana cena ob rezervaciji po telefonu)

· 21. - 23. 11. 2003 (20.00 Uhr)
KABELWERK WIEN
1120 Wien, Oswaldgasse 33 (bei U6-Station Tscherttegasse)
Karten: Euro 15,- / Euro 12,-
Kartenreservierungen, Tel.: 0699/12676079
(ermäßigte Karte nach telefonischer Reservierung)


Nach ihrem fulminanten Erfolg als Initiatorin und Regisseurin der
international vielbeachteten Inszenierung von Tabori's "Mein Kampf" am
Originalschauplatz Obdachlosenheim Meldemannstrasse/Wien (für die sie am
15.11. 03 gemeinsam mit Hubsi Kramar mit dem begehrten Nestroy-Preis
ausgezeichnet wird !) präsentiert Tina Leisch ihre neueste
Theaterproduktion nun auch in Kärnten und Wien:
Ein bühnengerecht aufbereitetes Stück blutigster Kärntner
Partisanengeschichte, die bis heute nur zu gern totgeschwiegen wird...
Nähere Infos zu Gedenkstätte, Museum und Theaterstück unter:
http://www.persman.at

ZUM STÜCK:
Die Schlächter im Menschenschlachthof tragen ein ordentliches Gesicht.
Ihre Westen sind rein.
"Es war bloß ein Alptraum, der die Welt befallen hat und am 8. Mai ist
daraus wieder erwacht", sagen sie und ihre HelferInnen, wenn es verlangt
wird.
Verlangt wird es vom Gericht.
Denn zwar sind die Opfer tot und die Stimmen der Überlebenden leise.
Doch eine Zeitl lang zumindest drängen die BefreierInnen darauf,
festzustellen, dass es eben nicht ein Alptraum, sondern viele
verbrecherische, sehr reale Taten waren und dass die TäterInnen benannt und
verurteilt werden.
Die Verantwortlichen für das Verbrechen beim Persman zum Beispiel:

Persman. Nie gehört? Eine Leerstelle in den österreichischen Schulbüchern.
Ein blinder Fleck in der Geschichtsschreibung. Eine offene Wundes des
Widerstandskampfes, dieser idyllisch gelegene Bauernhof am Fuße der Petzen,
auf dem am 25. April 1945 vier Erwachsene und sieben Kinder der Kärntner
slowenischen Familien Sadovnik und Kogoj von Polizisten eines
nationalsozialistischen Polizeibattaillons ermordet wurden.


1946-49 wurden am Landesgericht Klagenfurt Ermittlungen gegen diese
Polizisten geführt.


Für das Theaterstück "ELF SEELEN FÜR EINEN OCHSEN"/ "Enajst dus za enega
vola" hat Autorin & Regisseurin Tina Leisch Dokumente aus den
Ermittlungsgakten mit kurzen Szenen aus dem Alltag im Kärntner
zweisprachigen Partisanengebiet zu einem großen Fragenzeichen nach dem
Umgang mit der NS-Geschichte verwoben. Neben professionellen Schauspielern
spielen Laiendarsteller dieses Stück Geschichte, das endlich erzählt werden
will.


Die Produktion ist im Rahmen des oberösterreichischen "Festivals der
Regionen 2003" an Orten zu sehen, die während der NS-zeit Schauplatz von
Kriegsverbrechen, von Entwürdigung, Misshandlung und Ermordung von Menschen
durch den nationalsozialistischen Machtapparat und seine willigen
HelferInnen waren.


INHALT:
Es ist der Abend des 25. April 1945 am Persmanhof, dem großen Bauernhof der
Familie Sadovnik, idyllisch am Fuß der Petzen im zweisprachigen Kärnten /
Koroska gelegen. PartisanInnen, die hier immer wieder Unterstützung finden,
kochen gerade das Abendessen, als Polizisten der 4. Kompanie des 13.
Polizeiregiments den Hof stürmen. Als die Polizisten abziehen, sind der Hof
und die Stallungen abgebrannt. Inmitten der Trümmer liegen sieben Kinder
und vier Erwachsene, erschossen. Die Großfamilie Sadovnik ist bis auf vier
teils schwer verletzte Kinder ausgerottet.


Die Schlächter aber tragen ein ordentliches Gesicht. Ihre Westen sind rein.
"Es war nur ein Alptraum, der die Welt befallen hat, und am 8. Mai ist sie
daraus wieder erwacht", sagen sie und ihre HelferInnen, wenn es verlangt
wird. Verlangt wird es vom Gericht. Die Opfer sind tot, die Stimmen der
Überlebenden leise. Doch die britischen Besatzungsbehörden drängen auf
Aufklärung. Die Sieger beharren darauf, dass es kein Alptraum war, sondern
Verbrechen. Die TäterInnen sollen benannt und verurteilt werden. Das
Innenministerium erkennt die staatspolitische Bedeutung der Aufklärung, und
das Landesgericht Klagenfurt beginnt mit den Ermittlungen. Sie dauern bis
1949.


Der Persmanhof aber bleibt eine Leerstelle in den österreichischen
Schulbüchern. Ein blinder Fleck der Geschichtsschreibung, eine offene Wunde
des Widerstandskampfes. Tina Leisch, Textarbeiterin und Theatermacherin,
hat sich durch die Akten gearbeitet und das Theaterstück Elf Seelen für
einen Ochsen - Enajst dus za enega vola geschaffen. Es montiert
Zeugeneinvernahmen und Beschuldigtenverhöre mit kurzen Szenen aus dem
Alltag im Kärntner zweisprachigen PartisanInnengebiet zum großen
Fragezeichen nach dem Umgang mit der NS-Geschichte. In der Uraufführung
beim Festival der Regionen spielen unter der Regie von Tina Leisch
LaiendarstellerInnen an der Seite von Theaterprofis.


Richter Dr. Wolfgang Aistleitner spielt den Kollegen, der die Ermittlungen
führte im Fall Persman. Franz Froschauer, Christian Strasser, Peter Aigner
und Robert Kriechbaum spielen die Polizisten des NS-Polizeiregiments 13.
Alenka Maly und Stojan Vavti sind PartisanInnen, die schon wenige Wochen
nach Kriegsende den bitter erkämpften Sieg wieder verloren. Den NS-Terror
aus der Sicht verfolgter Kinder stellen Michael Aigner, Dana Rausch, Jurj
Rausch und Sandra Schiestl dar. Viele Stimmen aus dem Dunkeln erzählen, wie
es kam, dass Südkärnten in ein Zeitloch fiel, in dem in gespenstischem
Wiederholungszwang sich immer wieder die Feindschaften aus den vierziger
Jahren reproduzieren, als wäre keine Zeit vergangen. Außerdem spielen mit:
Maxi Blaha, Rosemarie Binder, Manfred Binder, Bettina Friedl, Angela Haas,
Hartmuth Kilgus und Siegfried Stockinger


Die Produktion ist an oberösterreichischen Orten zu sehen, die während der
NS-Zeit Schauplatz von Kriegsverbrechen, von Entwürdigung, Misshandlung und
Ermordung von Menschen durch den nationalsozialistischen Machtapparat und
seine willigen HelferInnen waren.


TEXT + REGIE:
Die Autorin und Regisseurin TINA LEISCH (geboren in München) bezeichnet
sich selbst als "Film-, Text-und Theaterarbeiterin".
Schreibt für Augustin, Volksstimme, Kulturrisse, jungle-world, Malmoe,
u.v.a..
Organisiert Filmreihen und Widerstandsspektakel (Kulturkarawane gegen
rechts), Polittheater (diverse Produktionen des Volxtheaters Favoriten) und
internationale Solidarität (Schwerpunkt Lateinamerika). Arbeitet mit in der
österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück und in der austria
filmmakers cooperative.
Derzeit Kustodin am Persmanhof, in Eisenkappel/Zelezna Kapla, einem Museum
des antifaschistischen PartisanInnenkampfes in Kärnten/Koroska.


Wird am 15.11.03 (gemeinsam mit Hubsi Kramar) für die Inszenierung von
George Tabori's "Mein Kampf" am Originalschauplatz Männerwohnheim
Meldemannstrasse/Wien mit dem NESTROY-PREIS 2003 für die beste Off-
Produktion des Jahres ausgezeichnet.


Eigene Filme:
Fräuleinreport Ironischer Filmessay über die Wahl zur Miss
Bayern,Deutschland 1987, Super 8, 20 Minuten
Incirlik, Reisebericht, Kurdistan 1991, Super 8, 20 Minuten
Grummel-Grummelfilm. Eine Küchentischanimation. Österreich 1993, Super 8,
24 Minuten
Was Blaues Musikvideo, Österreich 1994, Video, 15 Minuten
Opferball Dokumentation Österreich 1998, Video, 20 Minuten
Grußadresse der ZK-Delegierten einer befreundeten Schwesterpartei Essayfilm
& Installation, Österreich 1998, Video &16mm, 44 Minuten
Vergiß Europa! Halbdokumentarischer Spielfilm, Österreich 1999 16 mm s/w,
33 Minuten
Ratuj mine, reci me, rette mich! Österreichische Überlebende des Frauen-KZ
Ravensbrück Österreich 1999, Video, 62 min
riefenstahlremix Dokumentation, Österreich 2003, Video, 33 Minuten


Theaterarbeiten:
Brechts "Dreigroschenoper", Volxtheater Favoriten. 1994
"Penthesilea, eine Hundsoper frei nach Kleist." Volxtheater Favoriten 1996
Straßentheateraktionen der "Schweigenden Mehrheit-Interaktives
Straßentheater gegen Xenophobie und Rassismus" Volxtheater Favoriten.1996-
99
"Mein Kampf" von George Tabori im Männerwohnheim Meldemannstraße, 2002 "Elf
Seelen für einen Ochsen" Uraufführung am 28.6.03 beim Festival der
Regionen/OÖ

Aufsätze und Artikel:
"Minimal thinking. Ein strategisches Geheimdokument." In: "Landschaften der
Tat, Hrsg. von Ljubomir Bratic
"Freiwillige Polit-Feuerwehr. Über einige Hindernisse, die den kritisch-
solidarischen Blick auf die Geschichte des antifaschistischen Widerstandes
in Kärnten verstellen." In: Transversal. Hrsg. von Gerald Raunig
"Wie sexy ist der Sozialstaat?" Malmoe, 25.3.2002,
"Nächste Ausfahrt Wirklichkeit. Das subversive4 Kichern der Frauen des
Königs und die Realität der Globalisierung. Ein Märchen mit ungewissem
Ausgang." Malmoe, 2.1.2002
"Ästhetik des Mehrwerts" Malmoe, 15.1.2002


ES SPIELEN:


· Wolfgang Aistleitner
hauptberuflich Richter am Oberlandesgericht Linz. Gründer der
ausschließlich aus RichterInnen und StaatsanwältInnen bestehenden
Theatergruppe "Das Tribunal".
Regisseur und Schauspieler in den Produktionen "Die zwölf Geschworenen" und
"Szene Justiz" am Theater Phönix in Linz.

· Alenka Maly
1969 geboren in Wels/OÖ
Schauspielerin, Filmemacherin
1991 Abschluss der Schauspielausbildung am Brucknerkonservatorium
in Linz
Festengagements bis 1994 am Landestheater Linz und am
Stadttheater St.Gallen (Schweiz)
Bis 1997 freiberuflich tätig, mit Schwerpunkt am Theater Phönix und als
Sprecherin im ORF
Ab 1997 abermals Studentin
2002 Abschluss des Studiums der Visuellen Mediengestaltung/Abteilung Film
und Video an der Universität für Gestaltung in Linz.


· Franz Froschauer
Geboren in Vöcklabruck, OÖ. Nach HTBLA Schauspielausbildung am
Reinhardseminar Wien und am Brucknerkonservatorium Linz. Danach
Festengagements am Theater Heilbronn, am Düsseldorfer Schauspielhaus und
am Residenztheater München. 1991 beginn der freiberuflichen Tätigkeit mit
Gastengagements am Schauspiel Bonn, am EDT Hamburg, am Münchner
Volkstheater und am Theater Phönix. 1994 erste eigene freie Produktion.
1995 Leiter der Festwochen Gmunden. 1998 Regiearbeit bei den Festwochen.
1999 Regie und Titelrolle der sehr erfolgreichen Theaterproduktion
"Totentanz". Zahlreiche Fernsehrollen (u.v.a. Die Neue, Die Wache, SOKO
5113, Bulle von Tölz, Die Rote Meile, Edel und Stark, Cafe Meineid,...)
Kinofilme (Hasenjagd, Madame Bäurin, Der Mann in der Krise, Fast Fuck und
Vortex). Seit 1992 zahlreiche Chansonabende mit Interpretationen von Brel,
Villon, Brecht, bis zum eigenen Chansonprogramm 1999. Seit 2003 ein tw.
neues Chansonprogramm mit dem Titel "Engel meiner Lust...". Seit 1986
unzählige Lesungen im In-und Ausland; u.a. auf Einladung des
Goetheinstitutes eine Lesereise durch Finnland und durch die BRD. Seit
Oktober 2000 lebt Franz Froschauer mit seiner Familie in
Schwanenstadt/Oberösterreich.

· Christian Strasser
Geboren 1975 in Vöcklabruck.
Konservatorium der Stadt Wien. Theater Phönix Linz.
Elisabethbühne Salzburg
Schauspielhaus Graz.
Theater mBH Wien
Rabenhof Wien.
Lebt als freier Theater-und Fernsehschauspieler in Wien.
Gründer der Rock-und Showband "Christian & Michael"

· Maxi Blaha
Geboren 1973 in Wien
Nach der Matura Schauspielstudium ebenda
Erstes Engagement: Burgtheater Wien (3 Jahre Ensemblemitglied)
Danach feste Engagements am Landestheater Coburg, Landestheater Schwaben
und Tübingen
Seit 2001: Landestheater Linz

· Rosemarie und Manfred Binder
Siegfried Stockinger und
Robert Kriechbaum
organisieren und inszenieren als Mitglieder des Kulturvereins "kunst-
dünger" und der Theatergruppe in Gampern seit Jahren außergewöhnliche
Kulturereignisse in der Region.

· Hartmuth Kilgus
ist als Leiter von SchülerInnentheater am BRG Wagrain in Vöcklabruck und
als Mitarbeiter im Mauthausenkomitee aktiv.


· Michael Aigner
Bettina Friedl
Angela Haas und
Sandra Schiestl
sind aus dem Bezirk Vöcklabruck und sammeln bei diesem Projekt ihre ersten
Theatererfahrungen.


· Stojan Vavti und
Dana und Jurj Rausch
sind junge Kärtner SlowenInnen, die das Projekt mit ihrer Sicht der
Geschichte bereichern.




Abgelegt im Archiv am 17. Jänner 2005