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Holocaust-Mahnmal
1010, Judenplatz
Text:
Zum Gedenken an die mehr als 65.000
österreichischen Juden, die in der Zeit von 1938 bis 1945 von den Nationalsozialisten
ermordet wurden.
[Auch in engl. und hebräischer Übersetzung]
Auschwitz, Belzec, Bergen-Belsen, Brcko, Buchenwald, Chelmno,
Dachau, Flossenbürg, Groß-Rosen, Gurs, Hartheim, Izbica, Jasenovac,
Jungfernhof, Kaiserwald, Kielce, Kowno, Lagow, Lodz, Lublin, Majdanek, Maly
Trostinec, Mauthausen, Minsk, Mittelbau/Dora, Modliborzyce, Natzweiler, Neuengamme,
Nisko, Opatow, Opole, Ravensbrück, Rejowiec, Riga, Sabac, Sachsenhausen,
Salaspils, San Sabba, Sobibor, Stutthof, Theresienstadt, Trawniki, Treblinka,
Wlodawa, Zamosc.
Stifter: Stadt Wien, auf Initiative von Simon Wiesenthal
Gestaltet von Rachel Whiteread
Enthüllung am 25. Oktober 2000. Ansprachen: Amtsführender Stadtrat
für Kultur Peter Marboe, Bürgermeister Michael Häupl, Präsident
der Israelitischen Kultusgemeinde Wien Ariel Muzicant, Bundespräsident
Thomas Klestil, Simon Wiesenthal, Kardinal Christoph Schönborn, Oberrabbiner
Paul Chaim Eisenberg.
Gedächtnisgebet Oberkantor Shmuel Barzilai.
Eine internationale Jury unter dem Vorsitz von Hans Hollein
erkannte der britischen Bildhauerin Rachel Whiteread am 25. Jänner 1996
unter neun Künstlern und Architekten aus Großbritannien, Israel,
Österreich und den Vereinigten Staaten den ersten Preis zu. Das Architektenbüro
Jabornegg-Pálffy wurde mit der Planung und Gestaltung beauftragt. Mit
den archäologischen Funden der mittelalterlichen Synagoge entstand die
Idee, Mahnmal und Ausgrabungen zu einem Erinnerungskomplex zu vereinen. In
einem unterirdischen Schauraum sollten die Zeugnisse mittelalterlichen jüdischen
Lebens in Wien dokumentiert werden. Zusätzlich zum Schauraum wurde 1997
die Errichtung eines musealen Sektors im Misrachi-Haus am Judenplatz 8 konzipiert,
der als Außenstelle des Jüdischen Museums Wien neben den archäologischen
Funden auch Ausstellungen zur Dokumentation des jüdischen Lebens im Mittelalter
sowie die vom DÖW erstellte Datenbank mit den Namen und Schicksalen der
österreichischen Holocaustopfer beherbergen sollte.
Das Mahnmal (Grundsteinlegung im Herbst 1998) stellt eine nach außen
gekehrte und hermetisch abgeschlossene Bibliothek dar. Die Regale des Mahnmals
sind mit scheinbar endlos vielen Ausgaben ein und desselben Buches bestückt,
die für die große Zahl der Opfer und ihre Lebensgeschichte stehen.
Der Inhalt der Bücher bleibt verborgen. Die Flügeltüren, welche
die Möglichkeit eines Kommens und Gehens andeuten, sind nicht zu öffnen.
Das als Teil des Mahnmal-Komplexes vom Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstandes (DÖW) auf dem Wiener Judenplatz installierte elektronische
Gedenkbuch der österreichischen Holocaustopfer kann als Eingriffsversuch
in das öffentliche Gedächtnis zu den Jahren 1938 bis 1945 betrachtet
werden.
Bis heute wurden vom Projektteam der „Namentlichen Erfassung der österreichischen
Holocaustopfer“ ca. 400.000 Datensätze zu jenen 65.000 jüdischen
Österreicherinnen und Österreichern gesammelt, die zwischen 1938
und 1945 in Österreich durch Mord oder Selbstmord ums Leben kamen, aus
Österreich deportiert wurden oder als Flüchtlinge in anderen europäischen
Staaten von den nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen eingeholt
wurden. Aus mittlerweile rund 100 größeren und unzähligen
kleineren Quellen wurden neben biographischen Eckdaten Deportationsdatum,
Deportationsort sowie — wo dies möglich war — das Todesdatum
Ge erhoben und die Opfer damit gleichsam aus der Anonymität geholt. Die
Forschungsarbeiten sind allerdings noch nicht abgeschlossen, sodass die Datenbank
auf dem Wiener Judenplatz laufend erweitert werden wird. Eine vom DÖW
eigens für die Gedenkstätte konzipierte Multimediadokumentation
informiert über die Orte, an denen österreichische Juden ermordet
wurden, und erhellt die näheren Umstände dieses Genozids.
Quellen/Literatur:
Judenplatz Wien 1996. Wettbewerb Mahnmal und Gedenkstätte für die
jüdischen Opfer des Naziregimes in Österreich 1938–1945. Mit
Beitr. v. Simon Wiesenthal, Ortloff Harl, Wolfgang Fetz u. a., Wien 1996;
Wiesenthal, Simon (Hrsg.): Judenplatz Wien. Zur Konstruktion von Erinnerung.
Mit Beitr. v. Robert Storr, Doron Rabinovici, Andrea Schlieker u. a., Wien
2000; Judenplatz Ort der Erinnerung. Hrsg. v. Gerhard Milchram im Auftrag
des Jüdischen Museums der Stadt Wien. Mit Beitr. v. Wiesenthal, Simon:
Zum Geleit / Chronik Judenplatz / Pálffy, András: Die Gesamtgestaltung
des Judenplatzes / Schlieker, Andrea: Ein Buch muss die Axt sein für
das gefrorene Meer in uns. Rachel Whitereads Holocaust Denkmal / Die Ermordung
der österreichischen Juden 1938–1945. Auswahl und Zusammenstellung
v. Brigitte Bailer, unter Mitarb. v. Florian Freund, Elisabeth Klamper, Regine
Muskens, Wolfgang Neugebauer, Stephan Roth, Gerhard Ungar, Peter Schwarz,
Claudia Spring, Gisela Wibihail / Mitchell, Paul, Doris Schön: Geschichte
in Stein und Ziegel / Pohanka, Reinhard: Zur Geschichte des Platzes. Wien
2000; Perspektiven, Heft 6/7, 2000. Judenplatz Mahnmal-Museum. Mit Beitr.
v. Alfred Stalzer, Boris Marte, Ekkehard Philipp u. a. Siehe dazu auch die
entsprechende DÖW-Materialsammlung.
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