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Am Samstag, den 29. MÄRZ 2003 führt der "Verein zur Erforschung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen und ihre Aufarbeitung" die diesjährige GEDENKFAHRT NACH ENGERAU durch.

Als der Krieg für die deutsche Reichsführung immer aussichtsloser erschien, ordnete sie in der zweiten Hälfte des Jahres 1944 den Bau des so genannten "Südostwalls" an, der von Nordeuropa bis zur Adria reichen, und die Ostgrenze des Deutschen Reiches gegen die Rote Armee verteidigen sollte. An der Grenze des heutigen Österreich verlief der "Südostwall" von Bratislava bis an die südliche Grenze der Steiermark. Für die Bauarbeiten wurden sowohl Angehörige der örtlichen Zivilbevölkerung, Mitglieder der HJ und des Volkssturms, ausländische Arbeitskräfte sowie ungarische Juden herangezogen. Deren Arbeitseinsatz war Bestandteil der Vernichtungsstrategie des NS-Regimes, die mit der deutschen Besetzung Ungarns am 19. März 1944 ihren Anfang nahm. Anfang Dezember 1944 wurde im Grenzort Engerau / Pozonyligetfalu / Petrzalka bei Pressburg / Bratislava ein Lager für ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter eingerichtet und an die 2.000 Menschen in alten Baracken, auf Bauernhöfen, in Scheunen, Ställen und Kellern, "Tür an Tür" mit der Ortsbevölkerung, teilweise sogar in ihren Häusern, "untergebracht". In den sieben Teillagern waren die Lebensbedingungen katastrophal. Täglich starben Häftlinge an den menschenunwürdigen Bedingungen, an Hunger, Kälte und Entkräftung. Andere wurden von Angehörigen der SA-Wachmannschaft "auf der Flucht erschossen" oder erschlagen. Eine vom slowakischen Nationalrat nach der Befreiung eingesetzte Untersuchungskommission exhumierte im April 1945 mehr als 500 Leichen auf dem Friedhof von Engerau.
Als die sowjetischen Truppen im März 1945 Engerau näher rückten, verfügte die Lagerleitung die Evakuierung des Lagers. Nach einem Fußmarsch über Wolfsthal und Hainburg nach Bad Deutsch-Altenburg sollten die Gefangenen von dort per Schiff nach Mauthausen transportiert werden. Eine große Zahl von Häftlingen war jedoch wegen der im Lager vorherrschenden Bedingungen nicht mehr marschfähig und wurde am 29. März 1945 von einem Sonderkommando ermordet.
Dem Nachtmarsch vom 29. auf den 30. März fielen mehr als 100 Gefangene zum Opfer. Die Verladung der Überlebenden des Marsches auf ein Schleppschiff in Bad Deutsch-Altenburg erfolgte am 1. April 1945. Der Transport erreichte Mauthausen nach einer Woche. Während der Fahrt kam ebenfalls eine große Anzahl von Häftlingen durch Verhungern, Erschöpfung oder Erschießung zu Tode.
Unmittelbar vor der Befreiung des KZ Mauthausen am 5. Mai 1945 wurden die ungarischen Juden auf einen weiteren Fußmarsch in das Waldlager bei Gunskirchen/Wels geschickt, wo sie amerikanische Truppen am 4. Mai 1945 befreiten.

Auf dem Friedhof in Engerau wurde von der Stadtgemeinde Bratislava ein Mahnmal zum Gedenken an die ungarisch-jüdischen Opfer errichtet. In Bad Deutsch-Altenburg erinnert ein Gedenkstein an die Verbrechen. Zu diesen Gedächtnisorten führt heuer zum dritten Mal unsere Gedenkfahrt.

Treffpunkt: Samstag, 29. März 2003 9 Uhr Praterstern

Anmeldung bis 20. März an kuretsidis@hotmail.com sowie unter 534 36 90 315 (Mag. Claudia Kuretsidis-Haider) oder 534 36 90 329 (Christine Schindler)

Unkostenbeitrag: 4,-



Abgelegt im Archiv am 4. April 2003