Die Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
(FStN)
Kontakt:
Postanschrift:
Postadresse: Forschungsstelle Nachkriegsjustiz c/o DÖW, 1010 Wien, Wipplingerstr. 6–8
Aktendepot im Staatsarchiv: c/o ÖStA/Generaldirektion, 1030 Wien, Nottendorfer Gasse 2
Telefon/Fax:
Tel: 0043 (1) 2289469 - 315 (DÖW)
E-Mail:
info@nachkriegsjustiz.at
Mission Statement
Die am 14. Dezember 1998 im Beisein des damaligen Bundesministers für Justiz Dr. Nikolaus Michalek
gegründete Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
(FStN) dokumentiert die Akten der justiziellen Auseinander- setzung
mit den NS-Verbrechen in Österreich.
Aufgaben und Ziele
Wesentlichste Aufgabe ist die zentrale Dokumentation sämtlicher Akten der justiziellen
Ahndung von national- sozialistischen Verbrechen in Österreich. Mittelfristig sollen alle in Österreich durchgeführten staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen und
Gerichtsverfahren wegen NS- Verbre- chen dokumentiert werden. Ein langfristiges
Ziel ist die elektronische Vernetzung sämtlicher europäischer Gerichts- verfahren
von NS-Verbrechen.
Die Forschungsstelle Nachkriegsjustiz ist ein Aufbewahrungs- ort von Wissen über
die Akten, nicht aber von Akten selbst (wohl aber von Papierkopien, Mikrofilmen
und digitalen Speichermedien). Die Dokumentation erfolgt mittels
elektronischer Findhilfsmittel und Mikrofilmkopien. Die dokumentierten Verfahren werden sukzessive nach den untersuchten Verbrechen und Tatorten ausgewertet
und abfragbar gemacht.
Die Recherche- und Erschließungsarbeiten
erfolgen am Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
(DÖW), die Mikrofilme werden im Österreichischen Staats- archiv aufbewahrt.
Ermöglicht
wird die Tätigkeit der FStN durch das Entgegen- kommen der Justizverwaltung
und die Zusammenarbeit mit den Landesarchiven und den Aktenlagern der
Gerichte und Staatsanwaltschaften.
Die Quellenbasis
Die zu erfassenden Aktenbestände umfassen eine große Anzahl an Verfahren: Allein zwischen 1945
und 1955 wurden von den Staatsanwaltschaften bei den vier Volksgerichten 136.829 Vorerhebungen bzw. Voruntersuchungen nach dem Kriegsverbrechergesetz
oder dem NS-Verbotsgesetz gerichtsanhängig gemacht. Diese fast 137.000 Ermittlungs- verfahren führten zu 28.148 Anklagen bei den Volks- gerichten,
die in Wien, Graz (mit Außensenaten in Leoben und Klagenfurt), Linz (mit Außensenaten in Salzburg und Ried im Innkreis) und Innsbruck eingerichtet waren. Die Zahl der Schuldsprüche
beträgt 13.607, davon waren 43 Todesurteile und 29 lebenslängliche Freiheitsstrafen.
Nach 1955 wurden gegen rund 5.000 Personen einschlägige Ermittlungen
angestrengt.
Die Akten der gerichtlichen und polizeilichen Erhebungen sind
in vielen Fällen – unabhängig vom Urteilsspruch – mit ihren zahlreichen Querverweisen,
Dokumenten und Zeugen- aussagen einziges Quellenmaterial für die Zeit- und Rechts- geschichtsschreibung sowie politikwissenschaftliche Fragestellungen.
Die Leitungsorgane der Forschungsstelle
Das Kuratorium der Forschungsstelle Nachkriegsjustiz wird von BM a.D. Dr.in Maria Berger, Wien, 2009-2019 österreichische Richterin am EuGH, und vom ehemaligen Zweiten Nationalratspräsidenten
Univ.-Prof. Dr. Heinrich Neisser geleitet, die wissenschaftliche Leitung erfolgt durch
Winfried R. Garscha und Claudia Kuretsidis-Haider – beide sind auch am Dokumentationsarchiv des österreichi- schen Widerstandes tätig (Links zu Lebensläufen und Publi- kationslisten unten). Präsidentin der
Forschungsstelle ist die Wiener Universitätsprofessorin für Rechts- und Verfassungsgeschichte Dr.in Ilse. Reiter-Zatloukal.
Mission Statement
Die zentrale Forschungsstelle Nachkriegsjustiz hat neben der wissenschaftlichen
Dokumentation der juristischen Auf- arbeitung auch eine gesellschaftspolitische
Funktion bei der Bewusstseinsmachung über einerseits die begangenen Verbrechen
selbst sowie andererseits deren erfolgte bzw. unterbliebene Ahndung.
Damit in die Antworten von Politik und Justiz auf heutige Kriegs- und Humanitätsverbrechen
die Erfahrungen der Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen einfließen
können, ist die Kenntnis (und wissenschaftliche Analyse) ihrer "Bewältigung"
nach 1945 vonnöten.
Durch die Erforschung der Nachkriegsjustiz und die
Sicherung ihrer Dokumente wird somit ein auch für die tagespolitischen Herausforderungen
der Gegenwart wichtiger Teil des europäischen Rechtskulturerbes bewahrt
und tradiert.
"Curriculum Justizgeschichte": Kooperation der Forschungsstelle Nachkriegsjustiz mit dem BMJ seit 2011 (2016)
Stellungnahme der Zentralen österreichischen Forschungsstelle Nachkriegsjustiz zu ihrer Rolle bei der Ausforschung der letzten noch lebenden österreichischen NS-Täter (2013)
Interview mit dem ersten Präsidenten der Forschungsstelle Nachkriegsjustiz, Univ.-Prof. Dr. Otto Triffterer (2002)
Grußansprache des Justizministers zur Eröffnung der Zentralen österreichischen Forschungsstelle Nachkriegsjustiz (1998)
Vereinsregister
Der Verein »Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz« ist im österreichischen Vereinsregister unter der ZVR-Zahl 237412012 eingetragen.
Gremien
Präsident / Ehrenpräsident / Kuratorium
Wissenschaftliche Leitung:
Forschungsprojekte – Tätigkeitsbereiche – Kooperationen
FStN: Tätigkeitsbereiche
Bisherige Forschungsprojekte
Enge Zusammenarbeit auf internationaler Ebene existiert mit dem Forschungs- und Dokumentationszentrum Kriegsver- brecherprozesse in Marburg/Lahn, Yad Vashem Jerusalem, dem U.S. Holocaust Memorial Museum, der Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen in Ludwigsburg und der polnischen Hauptkommission zur Untersuchung von NS-Verbrechen.
Die engsten Kooperationspartner:
Zur Finanzierung der Zentralen österreichischen Forschungsstelle Nachkriegsjustiz (FStN) :
Die Forschungsstelle Nachkriegsjustiz erhält keine Sub- ventionen staatlicher Stellen. Neben kleineren und größeren Forschungsaufträgen öffentlicher oder privater Auftrag- geberInnen aus dem In- und Ausland sowie Spenden sind es vor allem die Bürogemeinschaft mit dem DÖW und die ehrenamtliche Tätigkeit einer kleinen Gruppe von MitarbeiterIn- nen, die die Aufrechterhaltung der organisatorischen Infra- struktur und die regelmäßige Aktualisierung der Web-Site ermöglichen.
Wir freuen uns über jede Spende!
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