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  Gedenkfahrt nach Engerau 2002

Der "Verein zur Erforschung nationalsozialistischer Verbrechen und ihrer Aufarbeitung" führte am 23. März 2002 zum zweiten Mal eine Gedenkfahrt nach Engerau (Bratislava-Petrzalka) und Bad Deutsch-Altenburg durch. Hier wurden in den letzten Monaten der NS-Herrschaft mehr als 500 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter Opfer von Misshandlung, Quälerei, Mord und Totschlag, verübt von österreichischen SA-Männern und NSDAP-Funktionären ("Politischen Leitern").

Arbeitseinsatz ungarischer Juden beim Südostwallbau
Gedenkstein auf dem Friedhof von Engerau
Das ehemalige Semperit-Werk
Die Teillager Auliesl, Bahnhofstraße und Schiwanek
Betrunkene SA-Männer kommandieren den Abmarsch von Engerau am Gründonnerstag-Abend 1945
Beim ehemaligen Teillager Leberfinger
Für einen Gedenkstein zwischen Wolfsthal und Hainburg!
Augenzeugenberichte des Gemetzels in der Nacht zum Karfreitag 1945 zwischen Wolfsthal und Bad Deutsch-Altenburg
Auf dem Friedhof von Bad Deutsch-Altenburg

Ausgangspunkt der Gedenkfahrt war der Friedhof von Engerau, wo von der slowakischen Regierung bereits 1945 ein Gedenkstein für die "Opfer der faschistischen Gräueltaten" errichtet worden war.

Die wissenschaftliche Ko-Leiterin der Zentralen österreichischen Forschungsstelle Nachkriegsjustiz, Mag. Claudia Kuretsidis-Haider, und die Präsidentin des "Vereins zur Erforschung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen und ihrer Aufarbeitung" Dr. Eleonore Lappin vom Institut für die Geschichte der Juden in St. Pölten sprachen Worte des Gedenkens. Die TeilnehmerInnen der Gedenkfahrt zündeten Kerzen an und legten Blumen nieder.

Petrzalka (deutsch Engerau, ungarisch Pozsonyligetfalu) ist heute der 5. Bezirk von Bratislava (Pressburg/Pozsony), der während der NS-Zeit zum Großdeutschen Reich (Gau "Niederdonau") gehört hatte, und für die Deutschen aufgrund der Donaubrücke strategisch wichtig war.
In den letzten Kriegsmonaten befand sich hier der nördlichste Punkt der sogenannte Reichsschutzstellung, deren Bau von den nationalsozialistischen Machthabern angeordnet worden war. Diese auch "Südostwall" genannte Wehranlage sollte der Verteidigung gegenüber der heranrückenden Roten Armee dienen. Angehörige des Volkssturms, der Zivilbevölkerung, der HJ und vor allem ungarischen Juden mussten unter unmenschlichsten Bedingungen Erdarbeiten leisten.
Der ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter, die während dieses Arbeitsansatzes bzw. bei Massakern im Zuge ihrer Evakuierung zu Kriegsende umkamen bzw. getötet wurden, zu gedenken, war das Ziel der Gedenkfahrt nach Engerau.

Der Arbeitseinsatz der ungarischen Juden kann als Teil der Vernichtungsstrategie des NS-Terrorregimes gezeichnet werden. Präsidentin Lappin erläuterte den Grund, weshalb in Engerau ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter zu Schanzarbeiten eingesetzt worden waren.
Am 19. März 1944 marschierten deutsche Truppen in Ungarn ein, da sich die deutsch-freundliche ungarische Regierung unter Miklos Horthy für das nationalsozialistische Regime nicht mehr als vertrauenswürdig darstellte. Damit begann unter der Leitung von Adolf Eichmann und seinem Sondereinsatzkommando auch in Ungarn die organisierte Vernichtung der jüdischen Bevölkerung, mit dem Ziel, sämtliche ungarische Juden in Auschwitz der "Endlösung zuzuführen". Am 15. Mai 1944 wurde mit dem systematischen Abtransport nach Auschwitz begonnen. Aufgrund der drohenden Niederlage bzw. auf internationalen Druck verbot Horthy in der Folge jedoch weitere Deportationen. Zu diesem Zeitpunkt waren nur mehr ca. 80.000 so genannte "Arbeitsdienstler" der ungarischen Armee sowie die Budapester Juden und Jüdinnen in Ungarn verblieben. Nachdem Horthy am 15. Oktober den Waffenstillstand zwischen Ungarn und der Sowjetunion ausgerufen hatte, rissen die faschistischen "Pfeilkreuzler" unter der Führung von Ferenc Szálasi mit Hilfe der in Ungarn stationierten deutschen Truppen die Macht an sich. In der Folge wurde der Terror gegen die noch in Ungarn verbliebenen Juden und Jüdinnen fortgesetzt. Ab 17. Oktober setzte Adolf Eichmann die Maßnahmen zur "Endlösung der Judenfrage", die seit Horthys Deportationsverbot am 9. Juli praktisch zum Stillstand gekommen war, fort. Die "Pfeilkreuzler" erklärten sich bereit, den Deutschen jüdische Arbeitskräfte bis Kriegsende zu "leihen", wobei vor allem an einen Einsatz in der Rüstungsindustrie gedacht war. Ende Oktober setzten die ungarischen Behörden ungarische Juden und Jüdinnen in Richtung Hegyeshalom, an der Grenze zum Deutschen Reich, in Marsch. Außerdem wurden Gruppen jüdischer "Arbeitsdienstler" der ungarischen Armee, die sich auf dem Rückzug von der Ostfront befanden, als "Arbeitssklaven" in das Deutsche Reich verschickt. Nach einem Protest des Organisators des Arbeitseinsatzes der ungarischen Juden in Niederdonau und Westungarn Rudolf Höß - es handelte sich bei den Deportierten keineswegs nur um kräftige und arbeitsfähige Menschen - ging man dazu über, die Transporte per Bahn durchzuführen. Doch nicht der Arbeitseinsatz, sondern die Deportation sämtlicher Juden und Jüdinnen ins Deutsche Reich und damit deren Vernichtung war das eigentliche Ziel der deutschen Machthaber. Zwischen dem 6. November und dem 1. Dezember 1944 übergaben die "Pfeilkreuzler" 76.209 ungarische Juden und Jüdinnen den Deutschen als "Leihgabe" bis Kriegsende. (Danach wurden zwar nicht die Deportationen, aber die Zählung der übergebenen "Leihjuden und -jüdinnen" eingestellt.) Nach der Übergabe an die SS in Hegyeshalom erfolgte der Transport nach Zurndorf (Burgenland), von wo ein Teil weiter in Konzentrations- und Arbeitslager im Deutschen Reich verschickt wurde. Die übrigen Männer und Frauen teilten die SS-Mannschaften unter der Leitung von Rudolf Höß auf österreichische Industriebetriebe, vor allem jedoch auf Lager entlang der Grenze auf, wo sie am so genannten "Südostwall" mitschanzen mussten.
Anfang Dezember kamen ca. 2.000 ungarische Juden in geschlossenen Waggons in Engerau an. Die deutsche Bauleitung "Unterabschnitt Engerau" ließ Gruppen zu je 120-150 Mann zusammenstellen. Die "Unterbringung" der Juden erfolgte in alten Baracken, aber auch in Bauernhöfen, Scheunen, Ställen und Kellern. Sie lebten somit auf "Tuchfühlung" mit der Bevölkerung, die zur Aufnahme der Gefangenen verpflichtet wurde.
Das so genannte Lager Engerau bestand aus mehreren Teillagern, war also kein Lager im herkömmlichen Sinn mit Stacheldraht und Wachtürmen. Die Arbeitseinsatzorte befanden sich zwischen der damaligen deutsch-ungarisch-slowakischen Grenze und Berg-Hainburg-Kittsee. Die Bedingungen in den Teillagern und bei den Schanzarbeiten waren äußerst schlecht. Hunger, Kälte, Misshandlungen, unmenschliche Arbeitsbedingungen und jeden Tag mehrere tote Kameraden prägte den Alltag der ungarischen Häftlinge.

Als die Rote Armee näher rückte befahl die Kreisleitung die Evakuierung des Lagers. Dabei wurden die "nicht marschfähigen" Gefangenen getötet. Während eines so genannten Todesmarsches von Engerau nach Bad Deutsch-Altenburg kamen mehr als 100 ungarische Juden um. Diese starben entweder an Erschöpfung bzw. wurden von der Wachmannschaft erschossen, erschlagen oder erstochen.

Der Großteil der Toten wurde in mehreren Massengräbern beim Friedhof in Engerau verscharrt. Eine unmittelbar nach Kriegsende von der slowakischen Regierung eingesetzte Regierungskommission hob insgesamt fünf Massengräber aus und exhumierte 460 Männer.

Stellvertretend für diese Toten, die nicht alle identifiziert werden konnten, wurden vom Ko-Leiter der Zentralen Forschungsstelle, Dr. Winfried Garscha 20 Namen von am Engerauer Friedhof bestatteten Opfern verlesen:



Von den 497 im Massengrab Beerdigten wurden einigen namentlich bekannten Ermordeten eigene Grabsteine gesetzt

*) Tibor Ágoston, geb. 1. 2. 1900 in Budapest
*) Oskár Vidor, geb. 11. 12. 1899 in Budapest
*) Jozef Baumgarten, geb. 13. 7. 1903 in Dunaföldvar
*) Leopold Weiss, geb. 31. 5. 1897 in Budapest
*) Frantisek Boros, geb. 28. 8. 1898 in Budapest
*) Bernárd Wachsberger, geb. 3. 6. 1895 in Nyirják
*) Juraj Breier, geb. 15. 5. 1924 in Mezököves
*) Otto Geza Szunyog, geb. 28. 2. 1900 in Felsöireg
*) Rudolf Böhm, geb. 19. 3. 1924 in Györ
*) Juraj Polgár, geb. 17. 3. 1901 in Budapest
*) Imrich Halász, geb. 13. 5. 1902 in Celldömölk
*) Dr. Ludovít Neumann, geb. 6. 11. 1900 in Ujpest
*) Andrej Holczer, geb. 17. 9. 1922 in Szegedin
*) Stefan Major, geb. 6. 5. 1927 in Budapest
*) Stefan Horváth, geb. 13. 10. 1906 in Tatabanya
*) Viliam Kohn, geb. 5. 11. 1897 in Simö
*) Ervín Klein, geb. 29. 5. 1929 in Budapest
*) Pavel Eichner, geb. 17. 1. 1900 in Budapest
*) Alexander Székely, geb. 20. 11. 1897 in Budapest
*) Gejza Falk, geb. 16. 1. 1899 in Budapest


Die zweite Station der Gedenkfahrt war die Fabrik Matador (während der NS-Zeit
Semperit-Werk), der Ausgangspunkt des so genannten Todesmarsches.
Hier gab Claudia Kuretsidis-Haider zunächst einen Überblick über den Aufbau des Lagers Engerau:
Die Teillager hießen Auliesl (Meierei: 300 Juden; untergebracht in Kellern, am Dachboden und im Magazin), Fürst (Besitzer des Anwesens), Schinawek (Fabrik), Wiesengasse (Scheune), Leberfinger (Gasthaus und große Scheune), Bahnhofstraße (15 kleine Häuser, wo 200 Juden auf den Dachböden untergebracht waren) und Krankenrevier (in der Nähe des Lagers Leberfinger).
Wie in den anderen Lagern entlang des Südostwalls wurden die Juden von der SA sowie von den politischen Leitern bewacht. Gegen einige dieser SA-Männer, politischen Leiter sowie gegen die Lagerkommandanten und die zuständigen Unterabschnittsleiter wurden zwischen 1945 und 1955 mehrere Prozesse durchgeführt (einige davon wurden als so genannte Engerau-Prozesse bezeichnet - siehe weiter unten). Angezeigt wurden sie von einem SA-Mann, der selbst mehrere Häftlinge ermordet hatte, und der hoffte, dadurch ungeschoren davon zu kommen. (Anzeige von Rudolf K. am 15. 5. 1945, Vg 2b Vr 564/45 [1. Engerau-Prozess])
Die SA-Wache unterstand Edmund Kratky, der später von Wachkommandanten Erwin Falkner abgelöst wurde (Das Volksgericht Wien verurteilte beide 1946 im so genannten 3. Engerau-Prozess zum Tode. Das Urteil wurde auch vollstreckt.) Kommandant der SA-Wache für den Unterabschnitt war Gustav T. Die SA-Lagerleiter unterstanden dienstrechtlich T., ansonsten dem Ortsgruppenleiter von Engerau Karl St. Die Juden wurden bei der Arbeit von den politischen Leitern bewacht und nachts von der SA. Jedes Teillager hatte auch einen jüdischen Lagerkommandanten. Zusätzlich war in jeder "Unterkunft" ein Po-li-ti-scher Leiter als Lagerführer eingesetzt, dem ein Gefangener beigegeben wurde, der deutsch und ungarisch sprechen konnte.
Administrative Zentrale des Lagerkomplexes und Unterkunft für die politischen Leiter und SA-Männer sowie der Lagerleitung und des Ortsgruppenleiters war die Holzweberschule.

In der Hauptverhandlung des 3. Engerau-Prozesses wurden die Teillager von den SA-Männern folgendermaßen beschrieben:

Im Magazin der Meierei Auliesl befanden sich 100 Gefangene, die auf Stroh und Papiermatten liegen mussten. Hier bestand eine Heizmöglichkeit, am Dachboden und im Keller hingegen nicht. Das Lager befand sich etwa eine Viertelstunde außerhalb des Ortsgebietes auf einer Insel oder Halbinsel.
(Aussage von Franz Sch.: Hauptverhandlungsprotokoll des 3. Engerau-Prozesses, 1. Band, 3. Tag [18. 10. 1946], S. 2f., sowie 1. Band, 5. Tag [21. 10. 1946], S. 28; LG Wien Vg 1c Vr 3015/45)
Das Lager Wiesengasse war nach Aussage eines SA-Mannes "grauenhaft". Dort gab es "nur Leute [...], die schon zum Sterben waren". Die Baracke war schmutzig. Die Häftlinge hatten kein Stroh, sondern mussten auf ihren Kleidern liegen und waren "krank, abgemagert und erschöpft."
(Aussage des später hingerichteten SA-Mannes Josef Kacovsky: Hauptverhandlungsprotokoll des 3. Engerau-Prozesses, 1. Band, 3. Tag [18. 10. 1946], S. 25; LG Wien Vg 1c Vr 3015/45)
Ein anderer gab an, dass das
Lager Wiesengasse eine Scheune war, "bei der die Fugen 2 Zoll weit auseinander klafften und das Licht heraus schimmerte". Die Bedingungen stellten sich derart dar, dass anzunehmen war, dass die Lagerinsassen erfrieren würden, selbst wenn die beiden Scheunentore geschlossen waren.
(Aussage von Ferdinand S.: Hauptverhandlungsprotokoll des 3. Engerau-Prozesses, 1. Band, 5. Tag [21. 10. 1946], S. 34; LG Wien Vg 1c Vr 3015/45)
Dr. Erich August P. (Arzt in Kittsee und eigentlich auch für Engerau zuständig) stellte anlässlich einer Visite im Lager Wiesengasse fest,
dass viele Juden aufgrund von Hungerödemen starke Schwellungen am Körper und im Gesicht aufwiesen und kleine eiternde Wunden hatten, die nicht verheilten.
(Hauptverhandlungsprotokoll des 3. Engerau-Prozesses, 2. Band, 8. Tag [24. 10. 1946], S. 40; LG Wien Vg 1c Vr 3015/45).

Der Leiter des Teillagers Bahnhofstraße gab folgende Beschreibung:
"Die Lagerinsassen waren auf den Dachböden, die nicht sehr groß waren, untergebracht. Sie mußten ziemlich dicht beieinander auf Stroh liegen. Insgesamt werden es zirka 200 Lagerinsassen gewesen sein, die in der Bahnhofstraße untergebracht waren. Es haben aber alle einen Ofen gehabt. [...] Sie waren aus kleineren Ölfässern angefertigt worden. Das Brennmaterial haben sie sich mitbringen können. [...]
Es hat [...] auch mit den Besitzern der Häuser einen Kampf wegen der Einleitung des Lichtes gegeben, weil sie es nicht bezahlen wollten und sie haben sich erst dazu herbeigelassen, wie ich ihnen gesagt habe, ob es ihnen lieber wäre, wenn durch Kerzenlicht oder Lampen ein Feuer entstünde. Mit dem heißen Wasser für die Leute war es das Gleiche. Sie wollten ihnen keines hitzen [sic!] und erst wieder, als ich ihnen sagte, ob sie total verlaust werden möchten, was zwangsläufig der Fall wäre, haben die Hausbesitzer heißes Wasser zur Körperreinigung und zum Wäschewaschen hergegeben. Das Brennmaterial mußten sich die Juden ohnehin selbst bringen."

Das Lager Schiwanek hatte seinen Namen nach einer sich in unmittelbarer Nähe befindlichen Autoreparaturwerkstätte) und war eine kinotechnischen Fabrik in der Holzgasse 14. In dieser Fabrik wurden 450 jüdische Häftlinge auf den Dachböden "untergebracht". Die Tochter des Fabriksbesitzers Berta G. war eine wichtige Zeugin bei den Engerau-Prozessen. Sie beschrieb die Unterkunft folgendermaßen:
"Der eine Teil des Dachbodens war 18 m lang und 4 bis 4½ Meter breit und der andere Teil 15 m lang und auch so breit. Diese beiden Dachbodenteile waren links und rechts von der Stiege. Davon war in der Mitte noch 1 m breit ein Laufgang. Ich war einige Male bei den Juden oben. Die waren wie die Heringe zusammengepfercht und sind über und untereinander gelegen. [...]
Durch die Bombenangriffe waren [...] alle Fenster zerschlagen und es hat furchtbar gezogen. Die Leute mußten auf bloßem Beton liegen. Eine Fuhr Stroh war wohl einige Tage, bevor die Juden gekommen sind gebracht worden, doch ist sie im Freien geblieben und naß geworden. Außerdem war diese Menge Stroh für soviel Menschen viel zuwenig. Das Stroh ist auch nie ausgewechselt worden. Da sie mir leid getan haben habe ich den Juden von mir aus Wellpappe zum Drauflegen gegeben."

(Hauptverhandlungsprotokoll des 3. Engerau-Prozesses, 1. Band, 5. Tag [21. 10. 1946], S. 17f.; LG Wien Vg 1c Vr 3015/45)

Für die Schanzarbeiter beim Südostwallbau gab es am 28. März von Kreisleiter Alfred Waidmann aus Bruck an der Leitha die Weisung, die ungarischen Juden per Bahn abzutransportieren, da die Rote Armee immer näher rückte. Nachdem Weidmann allerdings erfahren hatte, dass die Reichsbahn nur drei Waggons zur Verfügung stellen konnte, wurde lediglich der Abtransport der nicht marschfähigen in Aussicht genommen. Die übrigen Gefangenen sollten zu Fuß nach Bad Deutsch-Altenburg marschieren.
Der im 1. Engerau-Prozess zu acht Jahren verurteilte Konrad Polinovsky, der zur Grenzbewachung eingeteilt war, schilderte die letzten Stunden vor dem Aufbruch folgendermaßen:
"Am Gründonnerstag gingen wir vor 12 Uhr an die ungarische Grenze und lösten dort die Grenzposten ab. Um ca. 3 Uhr nachmittags kam ein Melder, der uns den Befehl über-brach-te, sofort einzurücken. Unser Posten wurde vom Militär besetzt. Als wir in das Lager kamen, wur-de dort bereits gepackt. Es wurde Wein ausgegeben und zwar vier Liter pro Kopf. Die mei-sten tranken ihren Wein gleich. Einer der politischen Leiter war derart angesoffen, daß er über die Stiegen hinunterfiel und ins Spital transportiert werden mußte. Auch die SA-Männer waren zum Teil ziemlich angetrunken. [...] Zuerst hieß es, daß wir zum Abtransport einen Lastenzug bekommen. Daraus wurde dann nichts. Es kam ein Lastauto und lud unser Gepäck auf. Auf einmal hieß es dann, daß wir marschieren müssen. Wir marschierten zum Bahnhof, wo auch Essen gefaßt wurde. Bei der Fabrik erfolgte die Aufstellung der Kolonnen. Es gab Fliegeralarm. Es hieß dann, daß die jüdischen Ärzte an der Spitze gehen und begab ich mich mit ihnen an die Spitze der Kolonne. Dann kam Falkner und sagte: "Wir marschieren nach Deutsch-Altenburg. Wer nicht mitkommt, wird umgelegt! [...] Ca. um 10 Uhr abends sind wir von Engerau wegmarschiert."
(Hauptverhandlungsprotokoll des 3. Engerau-Prozesses, 2. Band, 9. Tag [25. 10. 1946], S. 14 - 16; LG Wien Vg 1c Vr 3015/45)

Vor dem Abmarsch wurde aber bereits der Befehl des Lagerkommandanten von einem wahrscheinlich von ihm extra dafür bestimmten so genannten Sonderkommando ausgeführt, und zwar wurden sowohl im Lager Wiesengasse als auch im Lager Leberfinger wie angeordnet die „nicht mehr marschfähigen" umgebracht. Der für diesen Abschnitt des Südostwallbaues zuständige Unterabschnittsleiter Dipl. Ing. Dr. Erwin Hopp, im Zivilberuf war er Professor an der Universität für Bodenkultur in Wien, sagte dazu gegenüber dem Untersuchungsrichter:
"Bei der Wiesengasse hielt uns ein Offizier der Luftwaffe auf und sagte, wir sollten uns die Toten in der Scheune dort ansehen. Das Bild in der Scheune war grauenhaft. Ich hielt es nicht lange darin aus. Die Leichen lagen in Dreierreihen und hatten alle Kopfschüsse. Am Abend als ich mit [Kreisleiter] Waidmann über die Toten in der Scheune sprach schätzen wir sie auf etwa 60 - 65. Eine Zählung haben wir nicht vorgenommen, da der Anblick grauenhaft war. Waidmann erklärte genau so wie ich, das sind Bestien, die das gemacht haben."
(Beschuldigtenvernehmung mit Erwin Hopp am 9. 4. 1946; LG Wien Vg 1c Vr 3015/45 [3. Engerau-Prozess])

Die letzte Station der Gedenkfahrt in Engerau war das ehemalige Lager Leberfinger. Dieses befand sich in einem an der Donau liegenden - auch heute noch existierenden - Ausflugsgasthaus.
Die Juden waren hier in einem großen, langen Schuppen - einem ehemaliger Pferdestall - mit zwei Eingängen "untergebracht". Dieser stand parallel zum Privatgebäude, aus dessen Küche man auf die Eingänge des Schuppens sehen konnte. Im oberen Teil des Schuppens war ein Raum, der wahrscheinlich zur Aufbewahrung von Heu und Stroh gedient hatte.

Eines der Teillager befand sich auf dem Dachboden der Scheune des Gasthofs Leberfinger

Ein im 2. Engerau-Prozess zu zwei Jahren Haft verurteilter Politischer Leiter beschrieb das Lager als gemauerten "Schupfen" mit einem Dachboden, in dem die Juden "hübsch aufeinandergelegen" seien.
(Hauptverhandlungsprotokoll, 2. Band, 6. Tag [22. 10. 1946], S. 41; LG Wien Vg 1c Vr 3015/45)

Der 43-jährige Kaufmann Ernö Honig aus Kisvajke schilderte als Zeuge das Lager im Gasthaus Leberfinger folgendermaßen:
"Wir schliefen dort [...] in einem Stall mit betoniertem Boden ohne jede Unterlage und ohne Heizung, so daß von uns, als wir Engerau verließen nur mehr [wenige] am Leben waren. Die übrigen wurden teils bei der Arbeit erschlagen, teils starben sie an Erschöpfung oder den Folgen von schweren Erfrierungen. Es war uns verboten, sich zu waschen und waren wir deshalb voller Läuse und voll von Furunkel und anderen eiternden Wunden."
Die tägliche "Verpflegung" beschrieb er so:
Sie "bestand aus schwarzem Kaffee, 300 gr Brot und 20 gr Margarine morgens, mittags ½ Liter Rüben- oder Grützesuppe und abends ebenfalls ½ Liter Suppe. Die Arbeit dauerte von 6 Uhr früh bis 5 Uhr abends. [...] Wir hatten dauernd großen Hunger und schauten daher irgend etwas zum Essen zu bekommen. Die, die das Essen in der Küche holen gingen, suchten unter den Küchenabfällen Genießbares, halbverfaulte Kartoffeln, Rübenstücke, und wer dabei [...] ertappt wurde, wurde nicht nur blutig, sondern oftmals buchstäblich tot geschlagen.

(Protokoll mit Ignatz Blau am 15. 8. 1945; LG Wien Vg 1a Vr 4001/48 [2. Engerau-Prozess])

Zum zweiten Massaker kurz vor Abmarsch im Lager Leberfinger machte ein Gendarm des Gendarmeriepostens Hainburg, der am nächsten Tag zusammen mit einem Polizeireservisten zufällig in das Gasthaus Leberfinger kam folgende Angaben:
"Wir gingen in das Gasthaus Leberfinger in Engerau um dort einen warmen Kaffee zu trinken. Die Wirtin, Frau Leberfinger sagte zu uns, heute bekommt ihr noch etwas, aber morgen nicht mehr. Denn erstens sind die meisten Angestellten evakuiert worden und zweitens bleibe sie nicht länger in dieser Leichenkammer. Frau Leberfinger sagte uns nun, daß in ihrem Haus 13 erschossene Juden liegen. Wir ersuchten sie nun uns die Leichen zu zeigen, was Frau Leberfinger mit der Bemerkung ablehnte, sie könne so etwas Grauenvolles kein zweites Mal ansehen. Sie sagte uns, wir sollen uns die Leichen alleine besichtigen. Wir gingen nun in das ehemalige Stallgebäude, wo sich das Lager für die Juden befand. Dort lagen Habseligkeiten der Juden verstreut umher. Im Hintergrund sahen wir schon einige Leichen liegen. Die Leichen hatten Kopfschüsse und lagen in einer Blutlache. Sämtliche Leichen trugen den Judenstern. Im Hofraum lag auf einer Pritsche eine Leiche, die mehrere Schüsse, teils im Kopf, teils in der Brust aufwies. Diese Leiche war nur mit einem Hemd und einer langen Stoffhose bekleidet. Auch in der Nähe der Latrine, die im Hofe war und eigens für die Juden bestimmt war, lagen zwei der drei Leichen, ebenfalls durch Kopfschüsse getötet. Der Anblick der Leichen war grauenhaft. Wir gingen noch im Hofe umher und sprachen dann mit der Gastwirtin wie sich die Ermordung zugetragen hat. Frau Leberfinger erzählte uns nun, daß am 29. März 1945 (Gründonnerstag) um ca. 22 Uhr die politischen Leiter die Juden zum Abmarsch antreten ließen. Es meldeten sich eben diese 13 Juden, daß sie krank seien und nicht marschieren können. Darauf sagten die politischen Leiter diese 13 Juden werden später abgeholt werden. Als nun die marschfähigen Juden aus dem Hause marschierten, kamen schon einige politisch Leiter oder SA. Männer, die Uniformen kenne ich nicht so genau, zum Tor herein, gingen in das Stallgebäude wo sich die nicht marschfähigen Juden befanden und in wenigen Minuten hörten wir schon eine wilde Schießerei sowie verzweifelte Hilferufe. Ich konnte dies nicht anhören und lief in das Haus zurück. Weiter Angaben konnte Frau Leberfinger nicht machen."
(Polizeiprotokoll mit dem Gendarmen Karl B. des Gendarmeriepostens Hainburg am 13. 7. 1945; LG Wien Vg 2b Vr 564/45 [1. Engerau-Prozess])

Bereits unmittelbar nach dem Abmarsch bei den Semperitwerken in Engerau begann eine heftige Schießerei. Die Gefangenen marschierten auf der Deutschen Reichsstraße über Wolfsthal und Hainburg nach Bad Deutsch-Altenburg. Um 5 Uhr morgens am Karfreitag 1945 war der Zug in Bad Deutsch-Altenburg angekommen und lagerte am Donauufer. Bis dahin waren mehr als 100 ungarische Juden zu Tode gekommen.
Die nächste Station der Gedenkfahrt war zwischen Wolfsthal und Hainburg. Der "Verein zur Erforschung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen und ihrer Aufarbeitung" plant an einer noch zu lokalisierenden Stelle die
Errichtung eines Gedenksteines für die während des Todesmarsches umgekommenen ungarischen Juden.
Im Gedenken an die vielen Opfer wurden von mehreren TeilnehmerInnen der Gedenkfahrt Augezeugenberichte verlesen, die in den Prozessakten des 1. Engerau-Prozesses einliegen.

*) Protokoll aufgenommen vom Revierinspektor Johann L. mit dem Mechanikergehilfen Florian Z. Wolfsthal Reichsstraße Nr. 11 wohnhaft:
"Jeden Tag fuhr ich mit meinem Fahrrad von Wolfsthal die Bezirksstraße entlang zur Arbeitsstätte. So auch am 30. März 1945 um 7 Uhr 30 Min. Zirka 200 Schritte von Wolfsthal entfernt sah ich einen toten Juden quer über der Straße liegen. Sm Straßengeländer hing ein grüner Mantel. Bis zur Bahnstation Berg habe ich teils auf der Straße teils im Straßengraben 15 tote Juden liegen gesehen. Manche Leichen lagen am Rücken und andere wieder am Bauch. Die am Rücken liegenden Leichen trugen den Judenstern. Gegen 7 Uhr traf ich an meiner Arbeitsstätte ein und von meinen Arbeitskameraden wurde mir mitgeteilt, daß in der vergangenen Nacht die Juden aus den Lagern in Engerau hinausgetrieben und sehr viele gleich erschossen wurden. Nun teilte auch ich meinen Kameraden meine Wahrnehmungen mit, worauf mir der in Engerau wohnhafte Hilfsmagazineur Ludwig M.[...] erwiderte‚ dies sei noch gar nichts, das mußt dir erst in Engerau anschauen, wie es dort aussieht. Gegen 10 Uhr 30 Min. vormittags war Fliegeralarm und ich fuhr mit M.[...] nach Engerau und mußte tatsächlich feststellen, daß es viel ärger war, wie auf der Straße. An der Planke der Semperitwerke und auf der vorbeiführenden Straße sowie am Feldweg der Reichsstraße lagen sehr viele jüdische Leichen. Die meisten waren blutig und fürchterlich zugerichtet. Viele bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Wieviele Leichen es waren, kann ich nicht sagen. Mehr kann ich nicht angeben. (Wolfsthal, am 13. 7. 1945)"

*) Protokoll des Gendarmen B.[...] mit dem Schneidermeister Johann St.[...] Hainburg, Landstraße 2a wohnhaft:
"Ich war als Hilfszollassistent des Bezirkszollkommissariates Berg der Aufsichtsstelle Engerau, Elysium 3 zugeteilt. Die Nacht vom Gründonnerstag zum Karfreitag hatte ich dienstfrei und schlief zu Hause in Hainburg bei meiner Familie. In der Nacht vom 29. zum 30. März 1945 (Gründonnerstag zum Karfreitag) hörte ich gegen 3 Uhr früh mehrere Schüsse. Ich sah sofort zum Fenster hinaus, welches im 1. Stockwerk an der Reichsstraße liegt. Dort sah ich wie ein Mann, vermutlich durch Erschöpfung auf der Straße saß und von 2 SA. Männern zum Aufstehen gezwungen wurde. Ich hörte noch wie der eine SA. Mann sagte 'Na willst', worauf der Mann mit ziemlich erschöpfter Stimme antwortete 'ja, ja'. Im selben Augenblicke gab der eine SA. Mann zwei Schüsse gegen den auf der Straße sitzenden Mann ab, worauf dieser sofort auf die Erde fiel. Der zweite SA. Mann sagte dann 'Er ist es schon, geh ma'. Die SA. Männer gingen mit schnellen Schritten in Richtung Deutsch Altenburg weiter. Nach ca. 10 bis 15 Minuten hörte ich aus der Richtung Deutsch Altenburg noch mehrere Schüsse.
Ich mußte am 30. März 1945 (Karfreitag) meinen Dienst in Engerau antreten. Als ich um ca. 6,30 Uhr zum Bahnhof kam, wurde bekanntgegeben, daß der Zug aus Wien in Richtung Engerau unbestimmte Zeit Verspätung habe. Ich begab mich nun zum Hauptplatz um mit dem Milchauto, welches täglich um 7 Uhr von Hainburg nach Engerau fährt, mitzufahren. Dort traf ich den Hauptwachtmeister der Wasserschutzpolizei Karl B.[...] welcher ebenfalls in Engerau Dienst versah und auf dieselbe Fahrgelegenheit wartete. Als wir uns begrüßten, kam der Spediteur Cz.[...] mit seinem Pferdefuhrwerk aus der Richtung Deutsch Altenburg daher, die Ladung war sehr niedrig und mit einer Plache zugedeckt, weiters wurde das Fuhrwerk von dem Meister der Schutzpolizei Franz R.[...] der Schutzpolizeiabteilung Hainburg begleitet. Ich selbst fragte, ob das die Leichen der erschossenen Juden sind von heute Nacht. Herr R.[...] bejahte die Frage und sagte, es sind drei erschossene Juden.
B.[...] und ich fuhren nun mit dem Milchauto des Z. von Hainburg nach Engerau. Als wir za. 1/2 km fuhren, sahen wir auf der linken Straßenseite, meist durch Genickschuß erschossene Juden liegen.
Von Hainburg bis Wolfsthal sahen wir nur auf der linken Straßenseite erschossene Juden liegen. Von Wolfsthal bis Engerau lagen auf beiden Straßenseiten erschossene Juden. An manchen Stellen betrug der Abstand der Leichen nur zehn bis fünfzehn Schritte. Die meisten wurden durch Kopfschüsse getötet, weil man bei den meisten Leichen Blut im Gesichte sah. Es handelte sich durchwegs um Juden, da man auf der Kleidung deutlich den Judenstern erkennen konnte. Brandstetter zählte auf der Strecke von Hainburg bis Engerau auf der linken Straßenseite 23 und ich auf der rechten Straßenseite der gleichen Strecke 15 erschossene Juden.
Weitere Angaben kann ich nicht machen.
(Hainburg, den 13. Juli 1945)"

*) Protokoll des Gendarmen Karl B. mit dem Steinbruchaufseher Anton St., Hainburg, Preßburger Reichsstraße 24 wohnhaft:
"Gegen ca. 3, 00 Uhr früh wurde ich durch heftiges Geschrei, welches wieder auf der Straße war, munter. Ich stand auf, sah zum Fenster hinaus und sah, wie [Menschen]Kolonnen vorbeigetrieben wurden. Ich legte mich wieder zu Bett. Um 4, 45 Uhr stand ich auf und fuhr um 5, 30 Uhr mit dem Fahrrad nach Deutsch Altenburg in die Arbeit. Die Straßen von Hainburg waren noch leer. Als ich auf die Landstraße zum Hause des J.[...] kam, sah ich im Rinnsaal eine Leiche liegen. Diese Leiche wurde von dem Meister der Schutzpolizei R.[...] und zwei Wehrmachtsangehörigen weggeschafft. Ich glaubte es handelte sich um einen Unglücksfall. Ich setzte meine Fahrt weiter. Als ich jedoch zum Hause 59, auf der Landstraße kam, lag dort die zweite Leiche. Ich stieg ab und besah mir nun die Leiche genauer. Die Leiche hatte eine Bauchlage, der Kopf ruhte auf dem abgewinkelten Oberarm. Sie hatte einen Einschuß im Hinterhaupt, der Nacken sowie das Gesicht war voller Blut. Ich fuhr nun weiter. Beim Hause des H.[...], Landstraße 60 sah ich die dritte Leiche in einer Blutlache liegen. Sie wies ebenfalls einen Hinterhauptschuß auf. Ich stieg nicht ab sondern setzte meine Fahrt weiter [sic!] und dachte mir, das ist Deutsche Kultur. Bei der sechsten Leiche stieg ich ab. Die Leiche wies einen Genickschuß auf, die Kopfplatte oberhalb der Stirn war eingeschlagen. Es war ein Wrack eines Menschen, die Unterschenkel waren mit Wickelgamaschen versehen, die Stärke der Waden war bestimmt nicht mehr als 6 cm Durchmesser. Das Schuhwerk war zerfetzt und die Zehen sahen aus den Schuhen heraus und bewegten sich hie und da. Zu helfen war ihm aber nicht mehr. Ich stieg wieder auf das Fahrrad und setzte meine Fahrt in den Betrieb fort. Ich zählte insgesamt 11 Leichen auf der Strecke von Hainburg Landstraße 5 bis zur Straßenbrücke Deutsch Altenburg. (Wolfsthal, am 13. 7. 1945)"

Schlusspunkt der Gedenkfahrt war der Friedhof von Bad Deutsch-Altenburg, wo sich hinter dem Karner ein "Kriegsgrab" für "11 unbekannte Israeliten" befindet. Dieser Gedenkstein wurde bereits 1945 errichtet und erinnert an nicht identifizierte Opfer des Todesmarsches von Engerau nach Bad Deutsch-Altenburg sowie an Opfer des Marsches vom Lager für ungarische Juden in Bruck/Leitha nach Bad Deutsch-Altenburg.
Auch hier wurden Kerzen angezündet und Blumen nieder gelegt.


Der Pfarrer von Bad Deutsch-Altenburg beerdigte einige der Ermordeten auf dem Friedhof hinter dem Karner.
Das Grab wird auch heute noch gepflegt.
Die Präsidentin des "Verein zur Erforschung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen und ihrer Aufarbeitung" Dr. Eleonore Lappin schilderte den letzten Abschnitt des Weges der ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter der Lager Engerau und Bruck/Leitha, die in Bad Deutsch-Altenburg auf zwei Schleppschiffe verladen und nach Mauthausen transportiert wurden. Vom KZ Mauthausen aus mussten jene, die die unvorstellbaren Strapazen, Quälereien und Misshandlungen bis dahin überlebt hatten, unmittelbar vor Kriegsende noch den Todesmarsch nach Gunskirchen auf sich nehmen, wo sie Anfang Mai 1945 von amerikanischen Soldaten befreit wurden.


Bericht: Claudia Kuretsidis-Haider
Fotos: W. R. Garscha



Vor dem Gedenkkomplex auf dem Friedhof Engerau: Claudia Kuretsidis-Haider spricht zu den Kundgebungs-teilnehmerInnen



       
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