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Gedenktafel (Bundespolizeidirektion Wien)

1010, Schottenring 7–9 (1. Stock, Vorraum zum Festsaal)

Text:

Den für die
Freiheit Österreichs
vom nationalsozialistischen
Terror hingemordeten
Polizeibeamten
zum Gedenken:

Berger Josef, Pol. Res.
Bergner Viktor, Ray. Insp.
Dänninger Franz, Ray. Insp.
Heindl Leopold, Ray. Insp.
Hofer Andreas, Ob. Wachm.
Kerner Karl, Ray. Insp.
Kirchl Dr. Otto, Pol. Koär.
Kuscher Lorenz, Ray. Insp.
Newald Johann, Ob. Lt.
Pleininger Dr. Josef, Ob. Pol. Rat
Schneider Hermann, Ob. Wachm.
Theyer Alois, Ray. Insp.
Braun Dr. Erwin, Pol. Koär

Richter Felix
Ob. Pol. Rat

Hofrat Dr. Emil
Kominik

Hofrat Dr. med.
Emil Friedjung

Wirklicher Hofrat
Dr. Ludwig Weiser
Mandl Josef
Amtswart

Pol. San. Rat Dr.
Johann Groszmann

Pol. San. Ob. Koär.
Dr. Julius Munk

(Dänninger, Theyer, Groszmann richtig: Däninger, Theyrer, Grossmann)

Stifter: Bundesministerium für Inneres
Enthüllung der Gedenktafel am 1. November 1946 (im vormaligen Gebäude des Polizeipräsidiums, 1010, Parkring 8) durch Polizeipräsident Arthur Klauser, der — ebenso wie Innenminister Oskar Helmer — eine Gedenkrede hielt. Der Musikzug der Sicherheitswache spielte den Trauermarsch aus Beethovens „Eroica“ und den Choral „Memento“.
1974 wurde die Gedenktafel im Neubau der Bundespolizeidirektion Wien angebracht.

Josef Berger (geb. 13. 1. 1902), Rottwachtmeister der Reserve der Schutzpolizei, verbreitete kommunistische Flugschriften, wurde 1941 verhaftet, zum Tode verurteilt und am 25. Juni 1943 im Zuchthaus München-Stadelheim hingerichtet.
Viktor Bergner (geb. 19. 11. 1898), Meister der Schutzpolizei, wurde im Februar 1944 wegen staatsfeindlicher Betätigung (er vermittelte Anschriften für die Anti-Hitler-Bewegung) festgenommen und am 30. August 1944 in Dachau erschossen. Dr. Erwin Braun (geb. 7. 4. 1913), Polizeikommissär, wurde am 19. Februar 1941 nach Kielce (Polen) deportiert.
Franz Däninger (geb. 2. 2. 1896), Hauptwachtmeister/Vertragsangestellter des Polizeipräsidiums, wurde 1942 wegen kommunistischer Betätigung verhaftet, zum Tode verurteilt und am 25. Juni 1943 im Zuchthaus München–Stadelheim hingerichtet.
Dr. Emil Friedjung (geb. 14. 7. 1877), Polizei-Sanitätsrat, wurde am 9. Juni 1942 nach Minsk (Weißrußland) deportiert.
Dr. Johann Grossmann (geb. 21. 4. 1886), Polizei-Sanitätsrat/Chefarzt, wurde am 5. Juni 1942 nach Izbica (Polen) deportiert.
Leopold Heindl (geb. 25. 3. 1896), Hauptwachtmeister der Schutzpolizei, war Mitglied einer kommunistischen Zelle von Polizeiangehörigen, wurde 1942 festgenommen, zum Tode verurteilt und am 30. Juli 1943 in Dachau hingerichtet.
Andreas Hofer (geb. 24. 8. 1915), Revieroberwachtmeister der Schutzpolizei, wurde gemeinsam mit Kaplan DDr. Heinrich Maier, Dipl. Ing. Walter Caldonazzi, Josef Wyhnal, Dipl. Ing. Hermann Klepell, Dr. Wilhelm Ritsch, Dr. Franz Josef Messner und Dr. Clemens von Pausinger am 28. Oktober 1944 zum Tode verurteilt. Der Volksgerichtshof beschuldigte sie, „durch Beteiligung an einem separatistischen Zusammenschluss den Hochverrat vorbereitet und dadurch die Feinde unseres Reiches begünstigt“ zu haben. Nach einem Fußmarsch der zum Tode verurteilten Häftlinge von Wien nach Stein/Donau (Niederösterreich) wurde Hofer am 15. April 1945 mit 43 weiteren Verurteilten erschossen.
Karl Kerner (geb. 4. 12. 1889), Hauptwachtmeister der Schutzpolizei, war Mitglied einer kommunistischen Zelle von Polizeiangehörigen, wurde 1942 festgenommen, zum Tode verurteilt und am 25. Juni 1943 im Zuchthaus München–Stadelheim hingerichtet.
Dr. Otto Kirchl (geb. 14. 11. 1901), stellvertretender Polizeidirektor in St. Pölten, war mit Josef Trauttmansdorff-Weinsberg und anderen ein führendes Mitglied der wichtigsten überparteilichen Widerstandsgruppe in Niederösterreich. Kirchl wurde am 9. April 1945 verhaftet, von einem Standgericht zum Tode verurteilt und am 13. April 1945 mit elf weiteren Opfern in St. Pölten erschossen.
Dr. Emil Kominik (geb. 2. 1. 1877), Polizei-Sanitätsrat, wurde am 24. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und starb dort am 10. September 1944.
Lorenz Kuscher (geb. 25. 11. 1894), Meister der Schutzpolizei, wurde 1942 wegen kommunistischer Betätigung verhaftet, zum Tode verurteilt und am 25. Juni 1943 im Zuchthaus München–Stadelheim hingerichtet.
Josef Mandl (geb. 5. 3. 1877), Amtswart, wurde am 30. März 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert.
Dr. Julius Munk (geb. 10. 12. 1901), Polizei-Sanitäts-Oberkommissär, emigrierte als Betroffener der Nürnberger („Rassen“-)Gesetze im September 1938 nach Frankreich und wurde im Februar 1944 als Arzt in der französischen Widerstandsbewegung festgenommen. Er war unter anderem in den KZ Dachau, Natzweiler/Kommando Frankfurt a. M. und Buchenwald inhaftiert, wo er am 18. April 1945 — nach der Befreiung des Lagers — starb.
Johann Newald (geb. 20. 1. 1901), Hauptmann der Schutzpolizei, wurde am 4. Oktober 1944 verhaftet, wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt und am 27. Oktober 1944 in Dachau hingerichtet.
Dr. Josef Pleininger (geb. 8. 7. 1888), Stadthauptmann von Wien–Meidling, wurde im Zuge des „Anschlusses“ am 12. März 1938 verhaftet und starb am 9. April 1938 im Gefangenhausspital des Wiener Landesgerichts.
Felix Richter (geb. 14. 7. 1884), Oberpolizeirat, wurde am 5. Jänner 1943 in das Ghetto Theresienstadt und von dort am 18. Mai 1944 nach Auschwitz deportiert.
Hermann Schneider (geb. 22. 3. 1906), Hauptwachtmeister der Schutzpolizei, wurde 1942 verhaftet, wegen kommunistischer Betätigung zum Tode verurteilt und am 25. Juni 1943 im Zuchthaus München–Stadelheim hingerichtet.
Alois Theyrer (geb. 17. 6. 1898), Hauptwachtmeister der Schutzpolizei, war Mitglied einer kommunistischen Zelle von Polizeiangehörigen, wurde 1942 festgenommen, zum Tode verurteilt und am 25. Juni 1943 im Zuchthaus München–Stadelheim hingerichtet.
Hofrat Dr. Ludwig Weiser (geb. 26. 2. 1887), Chef der österreichischen Staatspolizei, wurde im Zuge des „Anschlusses“ (März 1938) festgenommen und befand sich bis Oktober 1939 in Schutzhaft. Er mußte Österreich verlassen und starb am 14. Juni 1944 in Dresden.

Literatur/Quellen:
Fein, S. 41; Die Polizei gedenkt der Opfer der Naziherrschaft, in: Arbeiter-Zeitung, 27. 10. 1946; Ehrung der justifizierten Angehörigen der Wiener Polizei, in: Arbeiter-Zeitung, 1. 11. 1946; Die elf Märtyrer der Wiener Polizei, in: Österreichische Volksstimme, 1. 11. 1946; Enthüllung einer Gedenktafel für justifizierte Polizeibeamte, in: Neues Österreich, 1. 11. 1946; Gedenktafel in der Polizeidirektion, in: Wiener Zeitung, 1. 11. 1946; Der Gedenkstein für die Polizeiopfer des Faschismus, in: Arbeiter-Zeitung, 3. 11. 1946; Gedenkfeier in der Polizeidirektion, in: Neues Österreich, 3. 11. 1946; Zum Andenken eines treuen Sozialisten, in: Arbeiter-Zeitung, 9. 11. 1946. (Leserbrief der Witwe Juliane Däninger, die feststellt, daß ihr Mann Franz Däninger bis zu seinem Tode stets überzeugter Sozialist gewesen sei.)


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