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Nur wenige Wochen nach der Eingliederung
Österreichs ins Deutsche Reich wurden in Wien mehr als zweitausendfünfhundert
jüdische MittelschülerInnen, davon elf Prozent Mädchen, in
eigene, sogenannte "jüdische Sammelschulen" "umgeschult",
bzw. in Parallelklassen "zusammengefasst". Die Realgymnasien Albertgasse A-1080 und Karajangasse A-1200 führten Parallel- oder so genannte I-Klassen. Während jüdische LehrerInnen fristlos entlassen, und zahlreiche Direktoren durch kommissarische Leiter ersetzt worden war, mussten jüdische Kinder und Jugendliche ab Mai 38 nicht nur einen weiten Schulweg und Klassen mit zum Teil über 60 Schüler in Kauf nehmen, sondern waren vielfach dem Spott, der Verachtung sowie tätlichen Angriffen der Wiener Bevölkerung ausgesetzt. Die erstmals EDV-gestützte Erfassung der Namen und Daten der in den Sammelschulen als Juden und "Mischlinge" verfolgten Mittelschüler gibt Aufschluss über deren genaue Zahl, ihren Geburtsort, ihre Staatsbürgerschaft, die Klassengröße und die Schülerströme. Erstaunlich ist aber auch die Zahl der Austritte und Abmeldungen von mehreren hundert SchülerInnen während des Schuljahres, vermutlich all jener, die aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung rasch die Flucht antraten. Zusammen mit den mündlichen Berichten, die durch zahlreiche Interviews aufgezeichnet werden konnten, und den veröffentlichten und unveröffentlichten Erinnerungen der Schüler wird zum ersten Mal deutlich, was die Verbrechen der Nationalsozialisten für Kinder und Jugendliche in ihrem Schulalltag bedeuteten.
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Von Renate Göllner Sachbearbeiterin des Projekts |
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