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Bericht über das Projekt
Zur Geschichte der Vertreibung und Verfolgung an Wiener Mittelschulen: Der Ausschluss jüdischer Schülerinnen und Schüler 1938
Dokumentations- und Forschungsprojekt des Vereins zur Erforschung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen und ihrer Aufarbeitung, gefördert von der Stadt Wien / Magistratsabteilung 7 (Kultur)

Nur wenige Wochen nach der Eingliederung Österreichs ins Deutsche Reich wurden in Wien mehr als zweitausendfünfhundert jüdische MittelschülerInnen, davon elf Prozent Mädchen, in eigene, sogenannte "jüdische Sammelschulen" "umgeschult", bzw. in Parallelklassen "zusammengefasst".

Es waren dies die

  • Gymnasien in der Sperlgasse A-1020 und in der Wasagasse A-1090,
  • das Realgymnasium in der Zirkusgasse A-1020,
  • die Realschulen Schottenbastei A-1010 und Radetzkystraße A-1030.

    Die Realgymnasien Albertgasse A-1080 und Karajangasse A-1200 führten Parallel- oder so genannte I-Klassen.

    Während jüdische LehrerInnen fristlos entlassen, und zahlreiche Direktoren durch kommissarische Leiter ersetzt worden war, mussten jüdische Kinder und Jugendliche ab Mai 38 nicht nur einen weiten Schulweg und Klassen mit zum Teil über 60 Schüler in Kauf nehmen, sondern waren vielfach dem Spott, der Verachtung sowie tätlichen Angriffen der Wiener Bevölkerung ausgesetzt.
    Die erstmals EDV-gestützte Erfassung der Namen und Daten der in den Sammelschulen als Juden und "Mischlinge" verfolgten Mittelschüler gibt Aufschluss über deren genaue Zahl, ihren Geburtsort, ihre Staatsbürgerschaft, die Klassengröße und die Schülerströme. Erstaunlich ist aber auch die Zahl der Austritte und Abmeldungen von mehreren hundert SchülerInnen während des Schuljahres, vermutlich all jener, die aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung rasch die Flucht antraten. Zusammen mit den mündlichen Berichten, die durch zahlreiche Interviews aufgezeichnet werden konnten, und den veröffentlichten und unveröffentlichten Erinnerungen der Schüler wird zum ersten Mal deutlich, was die Verbrechen der Nationalsozialisten für Kinder und Jugendliche in ihrem Schulalltag bedeuteten.



  • Von
    Renate Göllner
    Sachbearbeiterin des Projekts