Mehr Informationen zum ehemaligen Verein zur Erforschung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen
und ihrer Aufarbeitung
Der Umgang der österreichischen Gesellschaft mit der
NS-Vergangenheit wird oft mit Begriffen wie Verdrängung" oder
Tabuisierung" beschrieben. Während die tabuisierten Vorgänge
jedoch zumindest im gesellschaftlichen Unterbewußtsein wirksam blieben,
ging das Wissen über Formen der Bewältigung" der NS-Vergangenheit
in der unmittelbaren Nachkriegszeit weitgehend verloren es fand eine
Art zweite Verdrängung" statt.
Österreich steht damit nicht allein: Nationalsozialismus, Judenverfolgung,
Kollaboration und Widerstand haben die Geschichte vieler Länder Europas
nachhaltig beeinflußt, der Umgang mit dieser Vergangenheit in den Nachkriegsjahren
deren Identitäten" mitgeprägt. Seit der zweiten Hälfte
der achtziger Jahre sind diese offiziellen" Geschichtsbilder in
eine Krise geraten und wurden damit selbst Gegenstand historiographischer
Untersuchungen. Dabei interessiert insbesondere die Entstehung bzw. die Schaffung
des kollektiven Gedächtnisses" durch Riten, Mythen und Symbole,
wie z. B. auf dem Gebiet der Denkmalkultur, zu dem bereits Forschungsergebnisse
vorliegen. Wohl noch brisanter sind die konkreten politischen und damit zusammenhängend
rechtlichen Formen der Vergangenheitsbewältigung", deren Defizite
nicht nur die Sozial- und GeschichtswissenschaftlerInnen interessieren, sondern
immer wieder die nationale und internationale Politik beschäftigen. Die
Diskussion über den Umgang mit der Vergangenheit führt über
den Streit um die Interpretation historischer Ereignisse des Zweiten Weltkrieges
hinaus. Sie kann auch einen Beitrag zum Verständnis bestimmter Streitpunkte
leisten, wie etwa in Österreich und Deutschland die polarisierende Wirkung
der Wehrmachtsausstellung zeigte.
Der Verein stellt in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit daher nicht die
Geschichte der Verbrechen selbst, sondern die Geschichte ihrer Verarbeitung
im gesellschaftlichen Bewußtsein nach 1945.
Im Vereinsstatut hieß es dazu:
§ 2 Vereinszweck
Der Verein dient ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken und ist nicht
auf Gewinn ausgerichtet. Sein Ziel ist die Förderung, Durchführung
und Beauftragung von gemeinnützigen Forschungen zur Geschichte der nationalsozialistischen
Judenverfolgung und anderer nationalsozialistischer Gewaltverbrechen sowie
zu deren Folgen und deren gesellschaftlichen Aufarbeitung.
§ 3 Ideelle und materielle Mittel zur Erreichung des Vereinszwecks
Abs 1: Als ideelle Mittel zur Erreichung des Vereinszweckes dienen:
a) die Vorbereitung und die Durchführung wissenschaftlicher Veranstaltungen
wie Kurse, Seminare, Symposien und Vorträge,
b) die Vorbereitung und Durchführung von eigenen Forschungsprojekten
sowie die Beratung derartiger Projekte,
c) die Unterhaltung von Verbindungen zu Institutionen im In- und Ausland,
die auf vergleichbarem Gebiet tätig sind,
d) die Herausgabe einschlägiger Publikationen und Periodika
Fortsetzung der Arbeiten
Die vom Verein zur Erforschung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen und ihrer
Aufarbeitung
begonnenen Dokumentations- und Forschungsprojekte zur Erinnerungskultur werden fortgesetzt vom Verein "Erinnern für die Zukunft":
Verein Erinnern für die Zukunft
z.H. Präsidentin Mag.Dr. Eleonore Lappin
p.A. Institut für Geschichte der Juden in Österreich
Dr. Karl Renner-Promenade 22
A-3100 St. Pölten
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