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Gerd Hankel, Die Leipziger Prozesse. Deutsche Kriegsverbrechen und ihre strafrechtliche Verfolgung nach dem Ersten Weltkrieg, Hamburg, 2003, 550 Seiten.
Hamburger Edition, Preis: 30 €

Rezensionen in der ZEIT und im DEUTSCHLANDFUNK

Der erste Versuch, Kriegsverbrecher der eigenen Seite vor einen nationalen Gerichtshof zu stellen, wurde 1921/22 auf Druck der Siegermächte in Deutschland unternommen. Die Verfahren vor dem Reichsgericht Leipzig wurden den in sie gesetzten Erwartungen nicht gerecht. Dennoch würde diese Prozess-Serie Beachtung verdienen, weil ihr Scheitern letztendlich den Anstoß dafür gab, nach dem Zweiten Weltkrieg den Weg internationaler Gerichtshöfe zu gehen (Nürnberg, Tokyo).
Es ist erstaunlich, dass diese deutschen Prozesse bisher nur in der englischsprachigen Literatur rezipiert wurden – zuletzt in der umfangreichen völkerstrafrechtlichen Studie von William A. Schabas Genocide in International Law. The Crime of the Crimes (zu den Leipziger Prozessen: S. 17–20, mit weiterführenden Literaturangaben). Nun liegt mit Hankels Arbeit erstmals eine umfangreiche Studie in deutscher Sprache vor.

Unter dem Titel »Freispruch für den General« erschien in der Literaturbeilage der Hamburger Wochenzeitschrift DIE ZEIT (Nr. 31/2003) eine Rezension von Uwe Wesel. Im Deutschlandfunk/DeutschlandRadio Berlin wurde das Buch am 23. 6. 2003 von Horst Meier besprochen.

Gerd Hankel gab 1995 gemeinsam mit Gerhard Stuby den Band Strafgerichte gegen Menschheitsverbrechen. Zum Völkerstrafrecht 50 Jahre nach den Nürnberger Prozessen heraus, 1996 hat er mit einem Referat über die Diskussionen im Vorfeld des UN-Tribunals für das ehemalige Jugoslawien an der vom DÖW organisierten internationalen wissenschaftlichen Konferenz »Entnazifizierung und Nachkriegsprozesse« in Wien teilgenommen (abgedruckt in: Keine »Abrechung«. NS-Verbrechen, Justiz und Gesellschaft in Europa nach 1945, hrsg. v. C. Kuretsidis-Haider u. W. R. Garscha, Leipzig-Wien 1998).
Gerd Handel ist Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Er arbeitet gegenwärtig an einer Analyse der juristischen Aufarbeitung des Völkermords in Ruanda.


Winfried R. Garscha