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Herbert-Steiner-Preise 2008
für Arbeiten zur "TäterInnen-Forschung"


Am 29. Oktober 2008 wurden die Herbert-Steiner Preise für 2008 verliehen.
Die Hauptpreise gingen an:
John Evers: Internationale Gewerkschaftsarbeit im multi- nationalen Staat der Habsburgermonarchie. Ein Beitrag zur europäischen Gewerkschaftsgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung der Reichsgewerkschafts- kommission und ihrer deutsch-tschechischen Arbeit vor 1914
Elissa Mailänder Koslov: Gewalt im Dienstalltag: Die SS- Aufseherinnen des Konzentrations- und Vernichtungslagers Majdanek (1942-1944)
Claudia Andrea Spring: "Die Gauleiter fordern das Gesetz dringend!" Zwangssterilisationen in Wien 1940-1945
Herbert Steiner-Anerkennungspreise erhielten:
Ružica Grgic: "Jasenovac" contra "Bleiburg". Der Zweite Weltkrieg im kroatischen Geschichtsbewusstsein
und
Peter Stadlbauer: Eichmanns Chef: Erich Ehrlinger. Exzellente SS-Karriere und unterbliebene strafrechtliche Sühne. Eine Fallstudie

Zwei Arbeiten – die von Elissa Mailänder Koslov und Peter Stadlbauer– waren ganz dem Thema "TäterInnenforschung" gewidmet, doch auch Claudia Andrea Spring behandelt am Ende ihrer Lokalstudie über die Zwangssterilisation die Tatsache, dass sich Richter und Ärzte sich nicht für ihre Mitverantwortung an den Zwangssterilisationen verant- worten mussten, ja Staatskanzler Karl Renner sogar die Aufhebung des NS-Gesetzes zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses mit der Ankündigung eines ähnlichen Gesetzes verband.
Mit ihrer Dissertation über die Ausbildung der SS-Auf- seherinnen des Konzentrations- und Vernichtungslagers Majdanek hat Elissa Mailänder-Koslov nicht nur einen wertvollen Beitrag über die Geschichte dieses Lagers, in dem österreichische Täter und Täterinnen überproportional ver- treten waren, geleistet, sondern auch empirisch gestützte Überlegungen in die Diskussion um Frauen als Täterinnen im NS- Herrschaftssystem eingebracht.
Peter Stadlbauers Diplomarbeit über Eichmanns Chef Ehrlinger geht ausführlich auch auf die Verhandlung vor dem Landgericht Karlsruhe und das Urteil des Bundesgerichtshofs sowie die weiteren (unterbliebenen) rechtlichen Schritte gegen den einst jüngsten Amtschef im Reichssicherheits- hauptamt ein und stellt diese "Nachkarriere" Ehrlingers als durchaus typisch für den Umgang der bundesdeutschen (aber auch österreichischen) Justiz mit "Schreibtischtätern" dar. Die Verleihung des Herbert-Steiner-Preises ermöglicht nunmehr eine Überarbeitung der Diplomarbeit für die Publikation, wie Stadlbauer in seiner Danksagung betonte.

Links:
Informationen über den Herbert-Steiner-Preis auf den Web-Sites von ITH und DÖW
Wikipedia-Eintrag zu Erich Ehrlinger
Forschungsprojekt der FStN zu den Majdanek-Prozessen in Polen, Deutschland und Österreich


 






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