Martin F. Polaschek
Im Namen der Republik Österreich! Die Volksgerichte in
der Steiermark 1945 bis 1955
312 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Faksimiles und Tabellen.
Mit einem Register.
Preis: 19 Euro
Zu beziehen über das Steiermärkische Landesarchiv,
Karmelisterplatz 3, A-8010 Graz, Tel. (316) 877-2954
Bestellen per e-Mail: fa1d@stmk.gv.at
Die ersten Verfahren vor dem Volksgericht Graz (mit seinen
ständigen Außensenaten in Leoben und Klagenfurt) fanden erst im
Frühjahr 1946 statt, nachdem die Briten die im österreichischen
Verbotsgesetz vorgesehenen Volksgerichte auch in ihrer Besatzungszonbe zugelassen
hatten. Das Buch des Grazer Rechtshistorikers Martin F. Polaschek, ao. Universitätsprofessor
am Institut für Rechtsgeschichte und Rechtsvergleichung der Karl-Franzens-Universität,
behandelt die Volksgerichtssenate in Graz und Leoben. Diese fällten zwischen
1946 und 1955 rund 6.600 Urteile, davon 3.800 Schuldsprüche, unter ihnen
zwölf Todesurteile und zahlreiche schwere Freiheitsstrafen.
In dieser Art bislang für Österreich einzigartig liegt hier eine
umfassende Studie über die in der Steiermark durchgeführten Volksgerichtsverfahren
vor. Beschrieben werden nicht nur die "großen" Prozesse, sondern
auch zahlreiche "kleine", aber typische Verfahren. Erstmals wird
damit die gesamte Bandbreite der Verfahren gegen NS-Straftäter in Österreich
dem kollektiven Vergessen entrissen und an Hand zahlreicher Beispiele plastisch
dargestellt. Originaldokumente aus den Verfahren werden sowohl zitiert als
auch im Faksimile abgedruckt.
In dem Buch finden sich neben Parteifunktionären, Verantwortlichen für
die Deportation von Jüdinnen und Juden, NS-Richtern und anderen prominenten
Tätern auch zahlreiche "Illegale", Denunzianten und "Ariseure.
Einen wichtigen Platz nehmen außerdem die Verfahren wegen nationalsozialistischer
Wiederbetätigung in der unmittelbaren Nchkriegszeit ein, insbesondere
der Prozess gegen Theodor Soucek, der eine weitverbreitete nationalsozialistische
Untergrundorganisation aufgezogen hatte. In diesem Verfahren wurden unter
anderem drei Todesurteile verhängt sämtliche Verurteilte
waren allerdings wenige Jahre später bereits wieder auf freiem Fuß.
Das Buch enthält neben der Beschreibung von Volksgerichtsverfahren nach
1945 ber auch weitere damit im Zusammenhang stehende zeitgeschichtliche Neuheiten
etwa eine Liste sämtlicher zwischen 1938 und 1945 von den Sondergerichten
in Graz Verurteilten, bislang unbekannte Bilder eines Passanten vom Brand
der Grazer Synagoge und Zeitzeugenberichte zum "Anschluss" 1938.
Martin Polaschek ist Vorstandsmitglied des Vereins zur Förderung justizgeschichtlicher
Forschungen und Leiter von wissenschaftlichen Projekten im Rahmen der Tätigkeit
der Forschungsstelle Nachkriegsjustiz, deren Kuratorium er angehört.
Beitrag von Martin Polaschek in "Rundbrief/Justiz
und Erinnerung" Nr. 1
(mit weiterführenden Hinweisen zum Buch)
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