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Die Höchsturteile des Volksgerichts Linz
(in chronologischer Reihenfolge der rechtskräftigen Urteile)

Mit Hilfe der im Zuge des "OÖLA-Projekts" erarbeiteten Datenbank konnten die Informationen zu den in der Dokumentation von Karl Marschall "Volksgerichtsbarkeit und Verfolgung von nationalsozialistischen Gewealtverbrechen in Österreich" (2. Aufl. 1987) angeführten Todesurteile und lebenslangen Haftstrafen ergänzt werden:

27. Jänner 1947:
Prozess wegen Endphaseverbrechen
(Anklage: 11. 10. 1946)
(LG Linz Vg 8 Vr 1209/46)
Prozess gegen Franz Strommer (geb. 22. 12. 1893), Abteilungsleiter der Landwirtschaftskasse, Zellenleiter, Blockleiter, Scharführer der Technischen Nothilfe, Gruppenführer der Gau-Wehrmannschaft im Bezirk Rohrbach (Oberösterreich)
Todesurteil (mit Vermögensverfall) wegen der am 30. 4. 1945 in Schwarzenberg (Oberösterreich) erfolgten Erschießung eines gefangen genommenen bayrischen Gendarmeriebezirksoberwachtmeisters, der amerikanischen Truppenteilen den Weg gewiesen und die Bevölkerung aufgefordert hatte, die Häuser weiß zu beflaggen,.
Das Todesurteil wurde mit Entschließung des Bundespräsidenten am 19. 4. 1947 in eine lebenslange Kerkerstrafe umgewandelt.
Am 19. 9. 1949 wurde die Kerkerstrafe auf 20 Jahre reduziert, am 22. 12. 1953 wurde Strommer bedingt entlassen.
Abgeurteilte Personen: 1
Verurteilung wegen §§ 1/4 KVG; 134 StG
Tatkomplex ("Rüter-Kategorie"): Verbrechen der "Endphase" mit Todesfolge
Opfer: Deutsche und österreichische Polizeibeamte
Dienststelle: Volkssturm
Tatland: Oberösterreich
Tatort: Schwarzenberg
Tatzeit: 30. April 1945

Quellen:
Marschall Nr. 54
Neue Zeit (Linz), 21. 1. 1947
Akt teilweise kopiert im DÖW (Signatur: 14787/A, 19189/1)
Aufbewahrungsort des Originalakts: OÖLA, Sondergerichte Linz, Schachtel 1013

28. Februar 1947:
Prozess wegen Endphaseverbrechen
(Anklage: 22. 8. 1946)
(LG Linz Vg 8 Vr 539/46 [StA Linz 3 St 423/46])
Prozess gegen Franz Bartik, Ignaz M., Wilfried P. und Alois D.
Am 31. 10. 1945 verurteilte die Strafkammer des LG Linz (LG Linz 6 Vr 554/45) gemäß § 211 RStGB und § 5 StG Franz Bartik zu 15 Jahren Kerker, Ignaz M., Wilfried P. und Alois D. erhielten Kerkerstrafen zwischen 3 und 12 Jahren. Nach erfolgreicher Nichtigkeitsbeschwerde hob der OGH (2 OS 7/46-3) das Urteil am 13. 2. 1946 auf und verwies die Strafsache an das mittlerweile eingerichtete Volksgericht Linz.
Verurteilung von Franz Bartik (geb. 23.2.1900), Bergmann, Ortsgruppenleiter von Ottnang, zu einer lebenslangen Kerkerstrafe (mit Vermögensverfall) wegen der Ermordung eines serbischen Kriegsgefangenen in Manning (Oberösterreich) am 17. 4. 1945.
Franz Bartik wurde am 12. 2. 1953 bedingt begnadigt.
Wegen Beihilfe an der Beteiligung an der Erschießung eines serbischen Kriegsgefangenen in Manning (Oberösterreich) am 17. 4. 1945 wurden Ignaz M. (geb. 7. 4. 1901) zu 11 Jahren Haft, Wilfried P. (geb. 6. 5. 1908) zu 12 Jahren Haft und Alois D. (geb. 3. 2. 1909) zu 10 Jahren Haft verurteilt.
Abgeurteilte Personen: 4
Verurteilung wegen §§ 1/1, 1/4 KVG
Tatkomplex ("Rüter-Kategorie"): Verbrechen der "Endphase" mit Todesfolge
Opfer: Alliierte Kriegsgefangene in deutschem Gewahrsam (serbische)
Dienststelle: NSDAP-Funktionäre (Ortsgruppenleiter Manning)
Tatland: Oberösterreich
Tatort: Manning
Tatzeit: 17. April 1945

Quellen:
Marschall Nr. 30 (Bartik)
Akt teilweise kopiert im DÖW (Signaturen: 798, 14.789)
Widerstand und Verfolgung Oberösterreich Bd. II, S. 443
Aufbewahrungsort des Originalakts: OÖLA, Sondergerichte Linz, Schachtel 1011

4. November 1947:
Mauthausenprozess
(Anklage: 30. 10. 1946, Ersturteil: 15. 1. 1947)
(LG Linz Vg 6 Vr 2370/47 [vorher Vg 8 Vr 2103/46] / StA Linz 3 St 1902/46)
Prozess gegen Johann Ludwig (geb. 25. 11. 1919), Handelsangestellter, Unterkapo im KZ Auschwitz, Häftling im KZ Gusen
Todesurteil (mit Vermögensverfall) am 15. Jänner 1947 wegen der Misshandlung von Häftlingen des KZ Gusen (Oberösterreich) in seiner Funktion als Stubenältester im Frühjahr 1945, in mindestens sechs Fällen mit Todesfolge.
Am 15. 2. 1947 beschloss der Oberste Gerichtshof die Wiederaufnahme des Verfahrens (2 Os 48/47).
Im Wiederaufnahmeverfahren wurde Johann Ludwig am 4. 11. 1947 neuerlich zum Tode (mit Vermögensverfall) verurteilt.
Das Todesurteil wurde am 25. 2. 1948 vollstreckt.
Abgeurteilte Personen: 1
Verurteilung wegen §§ 3/1, 3/2 KVG
Tatkomplex ("Rüter-Kategorie"): NS-Gewaltverbrechen in Haftstätten, Misshandlung/Verletzung der Menschenwürde
Opfer: Juden/Jüdinnen, Häftlinge (KZ, Lager, Zuchthäuser)
Dienststelle: Personal von Haftstätten (KZ, Lager, Zuchthäuser)
Tatland: Oberösterreich
Tatort: Gusen
Tatzeit: 1945

Quellen:
Marschall Nr. 58
Neue Zeit (Linz), 20. 1. 1947
Akt teilweise kopiert im DÖW (Signatur: 14.898)
Aufbewahrungsort des Originalakts: OÖLA, Sondergerichte Linz, Schachtel 245

22. März 1948:
Prozess wegen Endphaseverbrechen
(Anklage: 11. 11. 1947)
(LG Linz Vg 8 Vr 868/47 [StA Linz 3 St 244/47])
Prozess gegen Franz Kreil (geb. 7. 7. 1913), Lokomotivheizer, Volkssturm- und SA-Mann
Todesurteil (mit Vermögensverfall) wegen der Ermordung von ungarischen Juden und Jüdinnen als Begleiter eines aus der Steiermark kommenden Transportes in Ternberg (Oberösterreich) Mitte April 1945.
Das Todesurteil wurde am 16. 7. 1948 mit Entschließung des Bundespräsidenten (Zl. 10.498-Pr.K./48) in eine lebenslange Kerkerstrafe umgewandelt. Franz Kreil wurde am 22. 12. 1953 begnadigt.
Abgeurteilte Personen: 1
Verurteilung wegen §§ 1/2 KVG; 134 StG
Tatkomplex ("Rüter-Kategorie"): Verbrechen der "Endphase" mit Todesfolge
Opfer: Juden/Jüdinnen (ungarische)
Dienststelle: Volkssturm, SA
Tatland: Oberösterreich
Tatort: Ternberg
Tatzeit: April 1945

Quellen:
Marschall Nr. 27
Neue Zeit (Linz), 16. 4. 1947
Widerstand und Verfolgung Oberösterreich Bd. II, S. 403
Akt teilweise kopiert im DÖW (Signatur: 14795 [Anzeige und Erhebungsbericht], 14796)
Aufbewahrungsort des Originalakts: OÖLA, Sondergerichte Linz, Schachtel 202

1. März 1949:
Gestapoprozess
(Anklage: 14. 12. 1948)
(LG Linz Vg 10 Vr 5149/47 [StA Linz 3 St 641/47])
Prozess gegen Johann Haller (geb. 5. 3. 1913), Sachbearbeiter der Gestapo, Kriminalassistent
Verurteilung zu einer lebenslangen Kerkerstrafe (mit Vermögensverfall) wegen der Misshandlung von 13 Personen von Oktober 1940 bis Mai 1945 in Linz und Freistadt (Oberösterreich) sowie der Verletzung der Menschenwürde von 24 Personen als Sachbearbeiter der Gestapo.
Abgeurteilte Personen: 1
Verurteilung wegen §§ 34, 58 StG ; 10, 11 VG; 3/1, 3/2, 4 KVG
Tatkomplex ("Rüter-Kategorie"): Misshandlung/Verletzung der Menschenwürde
Opfer: Widerstand und Opposition
Dienststelle: Polizei (Gestapo)
Tatland: Oberösterreich
Tatort: Linz, Freistadt
Tatzeit: Oktober 1940 - Mai 1945

Quellen:
Marschall Nr. 64
Aufbewahrungsort des Originalakts: OÖLA, Sondergerichte Linz, Schachtel 1016

21. Dezember 1953:
Prozess wegen Endphaseverbrechen
(Anklage: 26. 8. 1947, Ersturteil: 21. 10. 1947; Anklage im Wiederaufnahmeverfahren: 12. 11. 1953)
(LG Linz Vg 6 Vr 1696/53; StA Linz 3 St 103/53 [vorher Vg 8 Vr 5039/46])
Prozess gegen Anton Leitner (II), geb. 6. 4. 1918, Lehrer, Leiter eines HJ-Ausbildungslagers
Verurteilung zu einer lebenslangen Kerkerstrafe (mit Vermögensverfall) am 21. Oktoberb 1947 wegen der Erschießung von zwei zu Aufräumarbeiten in Attnang-Puchheim (Oberösterreich) eingesetzten Häftlingen aus dem KZ Ebensee am 23. 4. 1945
Im Zuge eines Wiederaufnahmeverfahrens (stattgegeben am 19. 10. 1953) wurde Anton Leitner am 21. 12. 1953 zu 10 Jahren schweren Kerkers (Freispruch bezüglich der Ermordung eines der beiden KZ-Häftlinge) verurteilt und am 23. 12. 1953 entlassen.
Abgeurteilte Personen: 1
Verurteilung wegen § 1/1 KVG
Tatkomplex ("Rüter-Kategorie"): Verbrechen der "Endphase" mit Todesfolge
Opfer: Häftlinge (KZ, Lager, Zuchthäuser)
Dienststelle: Volkssturm
Tatland: Oberösterreich
Tatort: Attnang-Puchheim
Tatzeit: 23. April 1945

Quellen:
Marschall Nr. 31
Widerstand und Verfolgung Oberösterreich Bd. II, S. 508
Akt teilweise kopiert im DÖW (Signatur: 14.788), Zeitungsbericht DÖW 19.188/3
Aufbewahrungsort des Originalakts: OÖLA, Sondergerichte Linz, Schachtel 581



Zusammen- stellung: Claudia Kuretsidis-Haider