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Zur Einschätzung der Verantwortlichkeit von Karl Ebner


Dr. Karl Ebner, Jurist aus Südtirol, Oberregierungsrat und SS-Obersturmbannführer (...) Seine Funktion als so genannter "Judenreferent" der Staatspolizeileitstelle Wien war zeitgeschichtlich einschlägig Interessierten bekannt, sein Name taucht in wichtigen Dokumenten auf. Und doch wurde er in der Forschung nie direkt als Mitverantwortlicher der Deportation der jüdischen Bevölkerung Wiens dargestellt.
Auch seine Verurteilung durch das Volksgericht 1948 - 20 Jahre schwerer Kerker - bezog sich nicht direkt auf seine Verantwortung als Leiter des "Judenreferats". In Anlehnung an die Judikatur des Internationalen Militärtribunals in Nürnberg wurde Ebner allein wegen seiner Funktion als Abteilungsleiter bzw. Stellvertreter des Gestapochefs verurteilt. Der Staatsanwalt hatte die Todesstrafe gefordert. Nur seine raffiniert betriebene Rückversicherungsstrategie rettete ihn vor dem Galgen: Etwa ab Anfang 1943 intervenierte er für einen ausgewählten Personenkreis, der auf nicht allzu kritische Weise mit der Gestapo in Berührung gekommen war - Angehörige des höheren Klerus und häufig CVer wie er selbst.

Ganzes Referat auf:
http://www.doew.at/publikationen/holocaust/gestapo/164_titel.html





Auszug aus einem Referat von Thomas Mang, Autor der DÖW-Publikation "Gestapo-Leitstelle Wien – Mein Name ist Huber’. Wer trug die lokale Verantwortung für den Mord an den Juden Wiens?"