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I) Friedhof Engerau Der Friedhof von Engerau befindet sich im 5. Bezirk der slowakischen Hauptstadt Bratislava. Engerau (slowakisch Petržalka, ungarisch Pozsonyligetfalu) gehörte während der NS-Zeit zur Ostmark (Gau Niederdonau). Die Donau bildete die Grenze zum "unabhängigen" Staat Slowakei. Engerau war für die deutsche Reichsführung aufgrund der Donaubrücke ein strategisch wichtiger Stützpunkt. In den letzten Kriegsmonaten war Engerau die nördlichste Baustelle der von den Nationalsozialisten zur Verteidigung gegenüber der heranrückenden Roten Armee von Angehörigen des Volkssturms, der Zivilbevölkerung und vor allem ungarischen Juden unter unmenschlichsten Bedingungen errichteten "Reichsschutzstellung", dem so genannten Südostwall. Die Präsidentin des "Vereins
zur Erforschung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen und ihrer Aufarbeitung"
berichtete über die Geschichte der ungarischen Juden und Jüdinnen
von der Annexion Ungarns im Frühjahr 1944 bis zur Deportation von Tausenden
Menschen auf das Gebiet der damaligen Ostmark: Prof. Jonny Moser sprach als Zeitzeuge über seine Mitarbeit bei Raoul Wallenberg und über den Todesmarsch ungarischer Juden und Jüdinnen von Budapest nach Hegyeshalom, bei dem er mithalf Personen das Leben zu retten. Engerau – ein Lager mit 7 Teillagern Eine unmittelbar nach Kriegsende von der slowakischen Regierung eingesetzte Regierungskommission hob insgesamt 5 Massengräber aus und exhumierte 460 Männer. Bericht der slowakischen Untersuchungskommission vom 16. 5. 1945 (Auszugsweise Übersetzung aus dem Slowakischen, in: LG Wien Vg 2b Vr 564/45 / 1. Engerau-Prozess, S. 80 - 85) An das Präsidium des slovakischen Nationalrates in
Bratislava (Pressburg) Bericht: Die Kommission begab sich in Begleitung
des Vertreters des Militärkommandanten der Stadt Bratislava, Oberstleutnant
Iljuschin, am 28. April 1945 nach Petrzalka und fing dort mit der Exhumierung
der Leichen aus den Massengräbern neben dem neuen Friedhof an, was bis
zum 4. Mai 1945 dauerte.
Die Leichen waren verhältnismäßig gut
erhalten und befanden sich in ungleichmäßig vorgeschrittenem Stadium
der Verwesung, was darauf hinweist, dass dieselben in der Erde einen oder
auch einige Monate liegen. Die Bekleidung der Leichen bestand aus verschiedenartigsten
nicht zusammenhängenden Teilen. Einige haben auf sich mehrere Männerröcke,
Sweaters, Hemden und Tücher gehabt, andere waren gleichmäßig
und leicht bekleidet. Auf der Mehrheit der Männerröcke war zugenäht
ein gelber Stern mit der Aufschrift „Jude“. Die überwiegende
Mehrheit der Leichen wies die Beschneidung der Vorhaut auf dem Geschlechtsglied
auf. Beschuhung hat bei allen gefehlt. Die Taschen waren auf verschiedenste
Weise umgewendet und leer. Die Kleider wie auch die Leichen waren außerordentlich
stark verlaust, die Haare nicht geschnitten, die Bärte nicht rasiert.
Die Verletzungen und Wunden waren sichtlich fahrlässig verbunden mit
Papierwatte.
Anschließend sprach Dr. Tomas Tandlich vom staatlichen Regionalarchiv in Bratislava über die Arbeit der slowakischen Untersuchungskommission und über die Entstehung des Mahnmals auf dem Engerauer Friedhof. Am Ende der Gedenkkundgebung an diesem Gedächtnisort trug
Prof. Moser ein Totengebet vor, es wurden Kerzen angezündet, Blumen niedergelegt
und eine Gedenkminute abgehalten. II) Platz vor der ehemaligen Semperitfabrik (heute Matador) Die ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter kamen Ende November 1944 auf dem schräg gegenüber liegenden Bahnhof an und wurden auf die verschiedenen Teillager aufgeteilt. Sie wurden in alten Baracken untergebracht, aber auch in Bauernhöfen, Scheunen, Ställen und Kellern. Sie lebten somit auf "Tuchfühlung" mit der Bevölkerung. Das Zwangsarbeitslager Engerau bestand aus mehreren Teillagern. Die Arbeitseinsatzorte befanden sich zwischen der damaligen deutsch-ungarisch-slowakischen Grenze und Berg-Hainburg-Kittsee. Die Teillager hießen Auliesl (Meierei: 300 Juden waren "untergebracht" in Kellern, am Dachboden und im Magazin), Fürst (Besitzer des Anwesens), Schiwanek (Fabrik), Wiesengasse (Scheune), Leberfinger (Gasthaus und große Scheune), Bahnhofstraße (15 kleine Häuser, wo 200 Juden auf den Dachböden untergebracht waren) und Krankenrevier (in der Nähe des Lagers Leberfinger). Geleitet wurde jedes Teillager von einem "Politischen Leiter" mit einem Gefangenen an der Seite, der Deutsch und Ungarisch sprechen konnte. Die SA-Wache musste vor jedem Teillager Wache schieben. Der Dienst dauerte von 18 Uhr abends bis 6 Uhr morgens, alle zwei Stunden war Ablöse. Die Diensteinteilung erfolgte durch den SA-Kommandanten Edmund Kratky oder seinen Stellvertreter Wilhelm Neunteufel. Die Posten hatten den Befehl, die "eigenmächtige Entfernung" der Häftlinge aus dem Lager zu verhindern. Gegebenenfalls lag von Edmund Kratky der Befehl vor, den Häftling dreimal zum Stehen bleiben aufzufordern und bei Nichtbeachtung zu erschießen. Jeder Posten trug ein Gewehr und 10 Schuss Munition, manche auch Pistolen. Die "Politischen Leiter" holten die Häftlinge am Morgen aus den Teillagern, führten sie zu ihren Arbeitsstätten und bewachten sie dort. Der Abmarsch aus dem Lager erfolgte um 7 Uhr früh, wobei der Ortskommandant zusammen mit den Vertretern der OT entschieden, ob aufgrund der Witterung gearbeitet werden konnte oder nicht. Nach Aussagen vieler Häftlinge gab es allerdings kaum einen Tag, an dem dies nicht der Fall war. Die "Mittagspause" fand um 12 Uhr statt, das "Mittagessen" erfolgte auf der Baustelle. Der ehemalige Häftling Nikolaus Auspitz schilderte die Lebensbedingungen in Engerau folgendermaßen (Aussage Nikolaus Auspitz / ohne Datum / in ungarischer Sprache mit deutscher Übersetzung; LG Wien Vg 1c Vr 3015/45 / 3. Engerau-Prozess / 5. Band): "Tagwache beim Morgengrauen um 5 Uhr, um 1/2 6 Uhr mussten
wir draußen stehen auf der Chaussee, wo wir 1/2 - 1 Stunde warten mussten,
in der schrecklichsten Kälte, mit steifgefrorenen Gliedern, auf den Lagerkommandanten,
der angekommen den Mannschaftsstand entgegennahm und wenn es ihm einfiel -
leider fast jeden Tag - in die Baracke hineinging, um die Kranken 'zu kontrollieren',
deren größten Teil er mit dem Stocke heraus trieb, zumeist befanden
sich diese in einem derart schweren Zustand, dass sie nach der Arbeit dieses
Tages, nachdem sie sich nach der Arbeit, am Abend zu Bett begeben hatte, nie
mehr zum Leben erwachten. Das Lager Schinawek war eine kinotechnische Fabrik in der Holzgasse 14. Dort wurden 450 jüdische Häftlinge auf den Dachböden "untergebracht".Die Tochter des Fabriksbesitzers Berta G. war eine wichtige Zeugin bei den Prozessen: Sie beschrieb die Unterkunft folgendermaßen (Hauptverhandlungsprotokoll, 1. Band, 5. Tag [21. 10. 1946], S. 17f.; LG Wien Vg 1c Vr 3015/45 / 3. Engerau-Prozess / 6. Band): "Der eine Teil des Dachbodens war 18 m lang und 4 bis 4½
Meter breit und der andere Teil 15 m lang und auch so breit. Diese beiden
Dachbodenteile waren links und rechts von der Stiege. Davon war in der Mitte
noch 1 m breit ein Laufgang. Ich war einige Male bei den Juden oben. Die waren
wie die Heringe zusammengepfercht und sind über und untereinander gelegen.
[...] Der Kommandant des Lagers Schiwanek war zuerst der Gymnasialdirektor Emil P. aus Essling bei Wien, der die Juden "bloß ohrfeigte", nicht aber brutal schlug. Er wurde durch den Ortsgruppenleiter Karl Staroszinsky abberufen, da dieser der Meinung war, er könne "auf diesem Posten keinen Fürsorgerat brauchen". Berta G. schilderte als Zeugin seinen Nachfolger (Zeugenaussage von Berta G. vor dem Untersuchungsrichter am 16. 11. 1945. Das Original befindet sich im 3. Engerau-Prozess / 1. Band / LG Wien Vg 1c Vr 3015/45, ist aber nur sehr schwer lesbar. Eine Abschrift liegt in LG Wien Vg 8e Vr 299/55 / 4. Engerau-Prozess / 1. Band): "An seine Stelle trat Franz B., Wien XVI., Koppstraße
wh. gewesen, ein 23 jähriger Mann, ca. 1.80 groß, sehr mager, graue
Augen, brünett, bartlos, mit langem, schmalem Gesicht, langer vorspringender
Nase, das Gesicht voller Mitesser und mit großen vorspringenden Ohren.
Er war verheiratet und Vater von 2 Kindern. Er war der brutalste Mensch den
man sich vorstellen kann. Er schlug die Juden ohne jeden Anlass mit einem
dreifinger dicken, ½ m langen Gummiknüttel, u. zw. derart unmenschlich,
meist ins Gesicht und auf die Schädeldecke, dass sie wie ein Stück
Holz zusammenbrachen und viele von ihnen nach einigen Stunden ihren Verletzungen
erlagen. Das ging so Tag für Tag durch Wochen hindurch, wobei jeden Tag
2 od. 3 Juden starben. Am Ende der Lagerzeit waren von den 450 nur mehr 180
oder 190 Juden übrig. Was für ein Sadist der Bertel war, erhellt
daraus, dass er, der obschon verheiratet dauernd mit Mädchen zu tun hatte,
wenn ihn ein Mädchen beim Randevous [sic] hatte aufsitzen lassen seine
Wut darüber an den Juden austobte und sie auf das unmenschlichste Weise
schlug. Nicht genug damit, hat er die Juden auch noch bis aufs letzte ausgeplündert,
sodass er täglich ein großes Paket mit Kleidungsstücken und
Wäsche der Juden forttrug. Das Teillager Bahnhofstraße wurde vom Lagerführer Walter Haury, der als einziger der 21 Angeklagten in den Engerau-Prozessen frei gesprochen worden war, folgendermaßen beschrieben (Hauptverhandlungsprotokoll, 1. Band, 3. Tag / 18. 10. 1946, S. 47f.; LG Wien Vg 1c Vr 3015/45 / 3. Engerau-Prozess / 6. Band): "Die Lagerinsassen waren auf den Dachböden, die nicht
sehr groß waren, untergebracht. Sie mussten ziemlich dicht beieinander
auf Stroh liegen. Insgesamt werden es zirka 200 Lagerinsassen gewesen sein,
die in der Bahnhofstraße untergebracht waren. Es haben aber alle einen
Ofen gehabt. [...] Sie waren aus kleineren Ölfässern angefertigt
worden. Das Brennmaterial haben sie sich mitbringen können. [...] Für die Schanzarbeiter beim Südostwallbau gab es am
28. März von Kreisleiter Waidmann, der in Bruck an der Leitha gesessen
ist, die Weisung, die ungarischen Juden per Bahn abzutransportieren, da die
Rote Armee immer näher rückte. Nachdem Weidmann allerdings erfahren
hatte, dass die Reichsbahn nur drei Waggons zur Verfügung stellen konnte,
wurde lediglich der Abtransport der nicht marschfähigen in Aussicht genommen.
Die übrigen Gefangenen sollten zu Fuß nach Bad Deutsch-Altenburg
marschieren. Der im 1. Engerau-Prozeß zu acht Jahren verurteilte Konrad Polinovsky, der zur Grenzbewachung eingeteilt war, schilderte die letzten Stunden vor dem Aufbruch (Hauptverhandlungsprotokoll, 2. Band, 9. Tag / 25. 10. 1946), S. 14 - 16; LG Wien Vg 1c Vr 3015/45 / 3. Engerau-Prozess / 6. Band): "Am Gründonnerstag gingen wir vor 12 Uhr an die ungarische Grenze und lösten dort die Grenzposten ab. Um ca. 3 Uhr nachmittags kam ein Melder, der uns den Befehl überbrachte, sofort einzurücken. Unser Posten wurde vom Militär besetzt. Als wir in das Lager kamen, wurde dort bereits gepackt. Es wurde Wein ausgegeben und zwar vier Liter pro Kopf. Die meisten tranken ihren Wein gleich. Einer der politischen Leiter war derart angesoffen, dass er über die Stiegen hinunterfiel und ins Spital transportiert werden mußte. Auch die SA-Männer waren zum Teil ziemlich angetrunken. [...] Zuerst hieß es, dass wir zum Abtransport einen Lastenzug bekommen. Daraus wurde dann nichts. Es kam ein Lastauto und lud unser Gepäck auf. Auf einmal hieß es dann, dass wir marschieren müssen. Wir marschierten zum Bahnhof, wo auch Essen gefasst wurde. Bei der Fabrik erfolgte die Aufstellung der Kolonnen. Es gab Fliegeralarm. Es hieß dann, dass die jüdischen Ärzte an der Spitze gehen und begab ich mich mit ihnen an die Spitze der Kolonne. Dann kam Falkner und sagte: "Wir marschieren nach Deutsch-Altenburg. Wer nicht mitkommt, wird umgelegt! [...] Ca. um 10 Uhr abends sind wir von Engerau wegmarschiert." Aus unzähligen Aussagen geht hervor, dass schon kurze Zeit
später am Ende der Kolonne eine heftige Schießerei begann. Der
Sanitäter Johann Zabrs, der sich zunächst nach eigenen Angaben in
der Mitte des Zuges aufhielt, hörte "rückwärts Schüsse
und Geschrei" und begab sich daraufhin nach hinten. Vor den Semperitwerken
erhielt er einen Streifschuss am Oberschenkel, den er sich mit Hilfe Neunteufels,
der an den Erschießungen beteiligt war, selbst verband. III) Teillager Leberfinger Das Gasthaus Leberfinger an der Donau war bereits seit 300 Jahren
eine alte Einkehrstätte und hatte aus der Zeit des Verkehrs mit Pferdefuhrwerken
ein Stallgebäude mit einem Boden, um für die Pferde der Reisenden
eine Unterkunft zu gewährleisten. Das Gastwirtschaftsgebäude hatte
eine Gassenfront von 22 m Länge, dahinter erstreckte sich ein großer
Hof, der eine Breite von ca. 20m hatte und anschließend erhob sich das
Stallgebäude, das mindestens 20 m vom Gastgebäude entfernt lag.
Während der Zeit, in welcher das Lager mit den jüdischen Zwangsarbeitern
bestand, hatte die Gastwirtschaft Leberfinger insgesamt 14 Angestellte, darunter
3 Kellner. Die übrigen waren Kellnerinnen und Schankmädchen. Geführt
wurde das Geschäft von der alten Frau Leberfinger, die im Jahre 1948
gestorben ist, und ihrer Schwiegertochter (die Männer waren eingerückt).
Die Leberfingers sind vor der sowjstischen Armee nach Wien geflüchtet. Der 43-jährige Kaufmann Ernö Honig aus Kisvajke beschrieb als Zeuge das Lager im Gasthaus Leberfinger folgendermaßen (Protokoll mit Ernö Honig vom 15. 8. 1945; LG Wien Vg 1a Vr 4001/48 / 2. Engerau-Prozess): "Wir schliefen dort [...] in einem Stall mit betoniertem Boden ohne jede Unterlage und ohne Heizung, so dass von uns, als wir Engerau verließen nur mehr [wenige] am Leben waren. Die übrigen wurden teils bei der Arbeit erschlagen, teils starben sie an Erschöpfung oder den Folgen von schweren Erfrierungen. Es war uns verboten, sich zu waschen und waren wir deshalb voller Läuse und voll von Furunkel und anderen eiternden Wunden." Der 41-jährige Budapester Geschäftsführer Ignatz Blau war in der Scheune "untergebracht", deren Dach voll von Löchern war, so dass Regen und Schnee ungehindert durch konnten. Auch die Seitenwände zeigten mächtige Spalten, es fehlten stellenweise die Bretter, so dass die Gefangenen der Zugluft ausgesetzt waren. Es gab zwar Stroh zum Liegen, doch war es vollkommen durchnässt und verfault. Die tägliche "Verpflegung" beide Zeugen folgendermaßen (Protokoll mit Ignatz Blau und Ernö Honig am 15. 8. 1945); LG Wien Vg 1a Vr 4001/48 / 2. Engerau-Prozess): "[Sie] bestand aus schwarzem Kaffee, 300 gr Brot und 20 gr Margarine morgens, mittags ½ Liter Rüben- oder Grützesuppe und abends ebenfalls ½ Liter Suppe. Die Arbeit dauerte von 6 Uhr früh bis 5 Uhr abends. [...] Wir hatten dauernd großen Hunger und schauten daher irgend etwas zum Essen zu bekommen. Die, die das Essen in der Küche holen gingen, suchten unter den Küchenabfällen Genießbares, halbverfaulte Kartoffeln, Rübenstücke, und wer dabei [...] ertappt wurde, wurde nicht nur blutig, sondern oftmals buchstäblich tot geschlagen." Als das Lager Ende März 1945 vor der Herannahenden Roten
Armee geräumt werden sollte veranstaltete ein "Sonderkommando"
ein furchtbares Massaker: "Wir gingen in das Gasthaus Leberfinger in Engerau um dort einen warmen Kaffee zu trinken. Die Wirtin, Frau Leberfinger sagte zu uns, heute bekommt ihr noch etwas, aber morgen nicht mehr. Denn erstens sind die meisten Angestellten evakuiert worden und zweitens bleibe sie nicht länger in dieser Leichenkammer. Frau Leberfinger sagte uns nun, dass in ihrem Haus 13 erschossene Juden liegen. Wir ersuchten sie nun uns die Leichen zu zeigen, was Frau Leberfinger mit der Bemerkung ablehnte, sie könne so etwas Grauenvolles kein zweites Mal ansehen. Sie sagte uns, wir sollen uns die Leichen alleine besichtigen. Wir gingen nun in das ehemalige Stallgebäude, wo sich das Lager für die Juden befand. Dort lagen Habseligkeiten der Juden verstreut umher. Im Hintergrund sahen wir schon einige Leichen liegen. Die Leichen hatten Kopfschüsse und lagen in einer Blutlache. Sämtliche Leichen trugen den Judenstern. Im Hofraum lag auf einer Pritsche eine Leiche, die mehrere Schüsse, teils im Kopf, teils in der Brust aufwies. Diese Leiche war nur mit einem Hemd und einer langen Stoffhose bekleidet. Auch in der Nähe der Latrine, die im Hofe war und eigens für die Juden bestimmt war, lagen zwei der drei Leichen, ebenfalls durch Kopfschüsse getötet. Der Anblick der Leichen war grauenhaft. Wir gingen noch im Hofe umher und sprachen dann mit der Gastwirtin wie sich die Ermordung zugetragen hat. Frau Leberfinger erzählte uns nun, dass am 29. März 1945 (Gründonnerstag) um ca. 22 Uhr die politischen Leiter die Juden zum Abmarsch antreten ließen. Es meldeten sich eben diese 13 Juden, dass sie krank seien und nicht marschieren können. Darauf sagten die politischen Leiter diese 13 Juden werden später abgeholt werden. Als nun die marschfähigen Juden aus dem Hause marschierten, kamen schon einige politisch Leiter oder SA. Männer, die Uniformen kenne ich nicht so genau, zum Tor herein, gingen in das Stallgebäude wo sich die nicht marschfähigen Juden befanden und in wenigen Minuten hörten wir schon eine wilde Schießerei sowie verzweifelte Hilferufe. Ich konnte dies nicht anhören und lief in das Haus zurück. Weiter Angaben konnte Frau Leberfinger nicht machen." Ganz in der Nähe des Lagers Leberfinger befand sich das Krankenrevier. Die Behandlung der Häftlinge aus Engerau erfolgte nämlich nur in den wenigsten Fällen im Spital. Unter den Gefangenen befanden sich auch drei jüdische Ärzte, die die Erstversorgung der Erkrankten und Verletzten vornahmen. Die meisten litten an Ruhr und hatten Hungerödeme am ganzen Körper. Verantwortlich in diesem "Krankenrevier" war der Sanitätstruppführer Johann Zabrs, der die dortigen Verhältnisse folgendermaßen beschrieb (Hauptverhandlungsprotokoll, 1. Band, 3. Tag / 18. 10. 1946, S. 35f.; LG Wien Vg 1c Vr 3015/45 / 3. Engerau-Prozess / 6. Band): "Dieses [...] befand sich zwischen den Teillagern Schiwanek
und Leberfinger in einer Fabrik. Es bestand aus einem einzigen Raum, in welchem
ein Holztisch als Operationstisch diente und in welchem Raum auch gleich Eingriffe
vorgenommen wurden. Ein ärztliches Instrumentarium war vorhanden. Dr.
Glück, Dr. Kraus und Dr. Benedikt waren jüdische Ärzte, die
im Krankenrevier Dienst zu machen hatten. Für Verbandsmaterial war gesorgt.
Betäubungsmittel bei Eingriffen hat es allerdings nicht gegeben. Ob auch
Amputationen bei Erfrierungen von Gliedmaßen vorgenommen wurden, weiß
ich nicht. Operiert hat Dr. Kraus. Narkosemittel konnte ich keine hergeben,
weil keine vorhanden waren. Zuerst sind die Kranken auf Stroh gelegen, später
erhielten sie so genannte Zweistockbetten. Leintücher hat es nicht gegeben,
nur Decken. Polster hat es im allgemeinen auch nicht gegeben, nur wenn sich
jemand selbst einen gemacht hatte. Als Pflegepersonal waren 2 Juden eingeteilt,
sowie drei Ärzte, die auch dort geschlafen haben. IV) Die Strecke Engerau - Wolfsthal - Hainburg - Bad Deutsch-Altenburg Die Geschehnisse während des Todesmarsches sind nachträglich
nur mehr schwer rekonstruierbar. Ein großes Verdienst bei der Aufdeckung
der Verbrechen während des Marsches kommt dem niederösterreichischen
Gendarmerieinspektor Johann Lutschinger zu, der im Zuge der bereits Ende Juni
1945 laufenden gerichtlichen Untersuchungen den Auftrag bekommen hat, vor
Ort zu ermitteln. Der Abmarschplatz der Juden befand sich in Engerau beim Industriegeleise
der Fabrik Semperit. Von dort führt ein Karrenweg über eine Wiese
zur Reichsstraße, über welche der Transport geführt wurde.
Hier fanden auch die ersten Erschießungen statt. Über die tatsächlichen Geschehnisse während des
Marsches wissen ist wenig bekannt, da die meisten tot sind, die wenigen Überlebenden
aufgrund der schrecklichen Erlebnisse (Schock) teilweise nur vage Angaben
machen konnten, und die dazu einvernommenen Täter kein Interesse hatten
allzu detailliert ihre Verbrechen zu schildern. "Wie ich 2-300 Meter nach rückwärts gegangen bin, habe ich diesen Juden am Boden liegen gesehen. Er wollte auf, da bin ich hingegangen und wollte ihm helfen, ich habe ihn schon in der Höhe gehabt, da ist er wieder hingefallen, da habe ich ihn mit der Taschenlampe angeleuchtet und da habe ich gesehen, dass das Auge heruntergehängt ist. Da ist Neunteufel gekommen, ich habe ihm den Juden gezeigt, dass er sieht, wie sie die Leute hergerichtet haben, ich wollte dass er nach vorne kommt, aber er konnte nicht mehr. Darauf hat Neunteufel gesagt, ich soll ihn liegen lassen, er geht ohnehin drauf. Ich bin weggegangen, dann ist mir der Gedanke gekommen, ich kann den Menschen doch nicht liegen lassen, dann ist er erledigt, Hilfe gibt es nicht; daraufhin bin ich zurückgegangen und habe ihm mit meiner Pistole in die Schläfe einen Schuss gegeben; er war sofort tot." Der 43jährige Kaufmann Bela Klein schilderte als Überlebender die Strapazen aus seiner Sicht (Abschrift des Protokolls des Volksgerichts Kaposvar mit Bela Klein vom 4. 7. 1946; LG Wien Vg 1a Vr 4001/48 / 2. Engerau-Prozess): "Das ganze Lager [wurde] vor den Russen von Engerau nach Mauthausen verlegt. Am Abend [...] gingen wir von Engerau weg und marschierten bis in der Früh nach Deutsch-Altenburg, wo wir auf Schleppern untergebracht und nach Mauthausen gebracht wurden. Während des Marsches sah ich, dass der Mann mit dem Ledermantel Emmerich und Alexander Gottlieb aus meiner Kompagnie, die derart schwach waren, dass sie etwas zurückblieben, derart schlug, dass sie ganz blutig waren. Während des weiteren Marsches mussten wir sie stützen. Während des Marsches schlug auch mich dieser Mann mit dem Ledermantel. Vor Deutsch-Altenburg musste ich meine Notdurft verrichten, da kam er zu mir und sagte: 'schnell, schnell!' Ich nahm schnell meinen Rucksack ab und da versetzte er mir von der Seite mit seinem Stock einen Schlag ins Gesicht, sodass mein linkes Augenlid verletzt und ich blutüberströmt war. Stehen bleiben konnte man nicht, denn ein jeder der rasten wollte, wurde erschossen." Es gab aber auch zahlreiche Ohrenzeugen aus der Ortsbevölkerung von Wolfsthal, Hainburg und Bad Deutsch-Altenburg: "Protokoll (in LG Wien Vg 2b Vr 564/45 / 1. Engerau-Prozess) aufgenommen mit dem Mechanikergehilfen Florian Z., Wolfsthal Reichsstraße Nr. 11 wohnhaft, gibt dem Revierinspektor Johann Lutschinger und Hilfsgendarm Friedrich Deutsch des Postens Hainburg an: "Ich bin seit dem Jahre 1944 im Leichtmetallwerk Bernhard Berghaus in Berg beschäftigt gewesen und zwar bis zum Einmarsch der Russen. Jeden Tag fuhr ich mit meinem Fahrrad von Wolfsthal die Bezirksstraße entlang zur Arbeitsstätte. So auch am 30. März 1945 um 7 Uhr 30 Min. Zirka 200 Schritte von Wolfsthal entfernt sah ich einen toten Juden quer über der Straße liegen. Am Straßengeländer hing ein grüner Mantel. Bis zur Bahnstation Berg habe ich teils auf der Straße teils im Straßengraben 15 tote Juden liegen gesehen. Manche Leichen lagen am Rücken und andere wieder am Bauch. Die am Rücken liegenden Leichen trugen den Judenstern. Gegen 7 Uhr traf ich an meiner Arbeitsstätte ein und von meinen Arbeitskameraden wurde mir mitgeteilt, dass in der vergangenen Nacht die Juden aus den Lagern in Engerau hinausgetrieben und sehr viele gleich erschossen wurden. Nun teilte auch ich meinen Kameraden meine Wahrnehmungen mit, worauf mir der in Engerau wohnhafte Hilfsmagazineur Ludwig Modry erwiderte ‚dies sei noch gar nichts, das musst dir erst in Engerau anschauen, wie es dort aussieht.‘ Gegen 10 Uhr 30 Min. vormittags war Fliegeralarm und ich fuhr mit Modry nach Engerau und musste tatsächlich feststellen, dass es viel ärger war, wie auf der Straße. An der Planke der Semperitwerke und auf der vorbeiführenden Straße sowie am Feldweg der Reichsstraße lagen sehr viele jüdische Leichen. Die meisten waren blutig und fürchterlich zugerichtet. Viele bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Wieviele Leichen es waren, kann ich nicht sagen. Nach dem Alarm fuhren Mudry und ich wieder in die Fabrik zurück. Meinen Arbeitskameraden gegenüber verurteilte ich diese Schandtaten und bemerkte, dass sich dies einmal bitter rächen werde. Ebenso sagte ich ihnen, so etwas nennt sich ‚deutsche Kultur‘. Alle Kameraden stimmten mir zu und waren über die Erschießungen äußerst erregt. Als ich am Abend nach Hause kam, fragte mich gleich meine Gattin ob ich schon von den Erschießungen der Juden in der vergangenen Nacht gehört habe, worauf ich ihr antwortete, dass ich nicht nur gehört, sondern sogar gesehen habe, was die Nazi verbrochen haben. Erwähnen will ich noch, dass mir Imker Alois Indra, Wolfsthal Nr. 39 wohnhaft, mitteilte, beim Kriegerdenkmal in Wolfsthal sei am 28. 4. 1945 vormittags ein toter Jude gelegen und ein Erschöpfter neben ihm gesessen. Mehr kann ich nicht angeben." Wolfsthal, am 13. 7. 1945" "Protokoll (in LG Wien Vg 2b Vr 564/45 / 1. Engerau-Prozess) aufgenommen mit Alois I., Imker, in Wolfsthal Nr. 39 wohnhaft, gibt dem Revierinspektor Johann Lutschinger in Beisein des Hilfsgendarmen Friedrich Deutsch des Postens Hainburg an: „Ich wohne auf der Reichsstraße neben dem Kriegerdenkmal. In der Nacht vom 29. 3. zum 30. 3. 1945 wurde ein Trupp Juden an unserem Haus vorbeigeführt, was ich vom Fenster aus beobachtete. Gegen 8 Uhr früh hörte ich auf der Straße einen Krawall und ging aus dem Haus. Auf der Straße stand eine Gruppe ungarischer Häftlinge und beim Kriegerdenkmal ein Wachtmeister, der mit einem Juden, der beim Kriegerdenkmal saß, schrie. Ich ging auf den Wachtmeister zu und dieser fragte mich, was ich wolle. Nun sah ich, dass auch ein Jude neben dem Kriegerdenkmal auf der Erde lag und am Kopf ganz blutig war. Nun bat ich den Wachtmeister, er möge die beiden Juden auf den Leiterwagen aufladen und mitnehmen. Dieser schrie mich gleich an: "Was wollen sie? Das sind ja Juden, die gehören niedereschossen.‘ Hierauf erwiderte ich ihm, das sind ja auch Menschen, der Wachtmeister begann aber mit mir noch mehr zu schreien, und aus Angst lief ich davon. Gegen 10 Uhr vormittags erzählten mir Kinder, dass der beim Kriegerdenkmal liegende Jude bereits gestorben sei. Da die Gruppe mit den Gefangenen bereits weg war, ging ich abermals zum Kriegerdenkmal und fand die Leiche des einen Juden mit einem Mantel zugedeckt, vor. Ich hob den Mantel etwas auf und sah, dass aus Mund und Nase Blut geflossen war. Ich ging dann wieder nach Hause und nachmittags gegen 15 Uhr kamen Soldaten die im Ort kampierten mit einem Streifenwagen, den sie ohne Pferdegespann zogen, luden den Juden auf und fuhren Richtung Engerau weiter. Auch meine Gattin Anna hat die Leiche beim Kriegedenkmal liegen gesehen.“ Wolfsthal, am 13. 7. 1945 "Protokoll (in LG Wien Vg 2b Vr 564/45 / 1. Engerau-Prozess) aufgenommen mit dem Gemeindekutscher Franz B., Hainburg, Babenbergerstraße 29 wohnhaft, gibt dem Ausforschungsbeamten Johann Lutschinger und dem Gendarm Karl Brandstetter des Gendarmeriepostens Hainburg, folgendes an: Am 30. März 1945 (Karfreitag) um 3 Uhr früh weckte mich Herr Hartl auf und sagte ich solle sofort einspannen, was ich auch tat. Als ich mit den Pferden aus dem Stall ging teilte mir Hartl mit, daß ich tote Juden von der Straße (Hainburg und Wolfsthal) wegführen müsse. Im Hof standen auch zwei Männer in brauner Uniform, der eine war Pribil, den anderen kannte ich nicht. Beide setzten sich zu mir auf den Wagen und wir fuhren zum Ostarbeiterlager in der Plenkerstraße. Dort stiegen zehn Ostarbeiter in Zivil, mit Schaufeln und Krampen ausgerüstet, dazu. Ich erhielt den Befehl auf der Reichsstraße in Richtung Wolfsthal zu fahren. An der Straßengabelung beim Dreieckigen Kreuz lag die erste Leiche. Ich bemerke, dass es zu dieser Zeit noch finster war. Vier Ostarbeiter luden die Leiche am Wagen. Wir fuhren hernach nach Wolfsthal weiter. Zehn Meter weiter lag im Straßengraben die zweite Leiche, die ebenfalls die Ostarbeiter auf den Wagen luden. Nun fuhren wir weiter zu den am Stadtrand von Hainburg befindlichen Scheunen wo sich der Panzergraben befindet. Bei diesen blieb ich stehen und die Leichen wurden abgeladen. Sechs Ostarbeiter blieben beim Panzergraben zum Grabschaufeln zurück, während ich, die beiden politischen Leiter und vier Ostarbeiter gegen Wolfsthal weiterfuhren. Wir fuhren ca. 2 km auf der Straße entlang und haben hiebei sechs im Straßengraben liegende Leichen aufgeladen. Mit diesen Leichen fuhren wir zurück zum Panzergraben, wo sie abgeladen wurden. Es war bereits Tageslicht und ich konnte die Leichen sehen. Bei allen sah ich Blut im Gesicht, bei einigen Juden sah ich Wunden im Gesicht, die auf Ausschüsse schließen lassen. Nun fuhr ich mit meinem Fuhrwerk ca. 50m entfernt zu einer Scheune wo ich stehen blieb. Ich beobachtete nun wie die zehn Ostarbeiter die Juden eingegraben haben Hainburg, den 13. Juli 1945" Am 19. Juli um 7 Uhr morgens begab sich eine Gerichtskommission, bestehend aus dem ermittelnden Staatsanwalt Dr. Wolfgang Lassmann, Landesgerichtsdirektor Richter Dr. Schulz, zwei Gerichtsärzten, einer Schriftführerin, dem Dolmetsch der Radiosendung "russische Stunde" Dr. Johann Wolanski und dem Gendarmen Brandstetter sowie einem Laboranten als Gerichtszeugen nach Hainburg. Unverzüglich suchten sie mit dem vom Gendarmeriepostenkommando Hainburg zur Verfügung gestellten Kraftwagen die etwa 2 km außerhalb der Stadt gelegene Auffindungsstelle eines Massengrabes auf, das sich an der von Hainburg nach Wolfsthal, Berg und Engerau führenden Straße befand, und zwar in der Nähe eines Panzergrabens (nur oberflächig zugeschüttetes Grab) festgestellt, und nach dessen Freilegung ein Protokoll über die in diesem Grab befindlichen Leichen angelegt. Aufgrund der vorhandenen Verletzungen (Schuss- und Stichwunden an Kopf und Hals) erklärte der Gerichtsmediziner Prof. Dr. Leopold Breitenecker jedoch, eine genaue Untersuchung an Ort und Stelle nicht vornehmen zu können, weshalb er die Überführung der Toten in das Gerichtsmedizinische Institut in Wien anregte. Nach Rücksprache mit der sowjetischen Ortskommandantur wurde ein russisches Transportauto mit Anhänger zur Verfügung gestellt, auf dem die Leichen samt den vorgefundenen Papieren und Dokumenten nach Wien überführt wurden, wo der Transport um 17.30 Uhr eintraf. Im Institut für Gerichtliche Medizin der Universität Wien, IX, Sensengasse 2 wurden die Leichen obduziert. Zusammenfassendes Gutachten vom 25. 7. 1945 (in LG Wien Vg 2b Vr 564/45 / 1. Engerau-Prozess): I. Die südöstlich der Reichsstraße zwischen
km 46 und 47 auf freiem Felde ausgegrabenen 10 Leichen, konnten ausnahmslos
durch die bei ihnen vorgefundenen Dokumente agnosziert werden. II. Die Leichen lagen mehr als 1m tief in festem Erdreich in mehreren Lagen, wobei die oberen Schichten Kopf gegen Fuß in nordsüdlicher Richtung meist am Rücken nebeneinanderlagen, während in den unteren Schichten die Leichen sich vielfach z. T. überkreuzt z. T. in der Bauchlage befanden. III. Auffallend krankhafte Veränderungen fanden sich nur bei der Leiche 1 des Dr. Rudolf Pewny. Wie weit bei den anderen 9 Leichen solche krankhaften Veränderungen bestanden, konnte an den stark verwesten Leichen nicht mehr festgestellt werden. IV. Nach den aufgefundenen krankhaften Veränderungen muß angenommen werden, dass Dr. Rudolf Pewny infolge der krankhaften Veränderungen des Herzens an Herzlähmung eines natürlichen Todes gestorben ist, wobei die Strapazen den Eintritt des Todes begünstigt haben können. V. Bei den Leichen 2-10 konnte ein gewaltsamer Tod durch Erschießen
festgestellt werden. VI. Die Verletzungen waren derart, dass mit dem Eintritt des
Todes kurz nach Erhalt des Schusses in allen Fällen gerechnet werden
kann." V) Friedhof Bad Deutsch-Altenburg Auf dem Friedhof (neben der Pfarrkirche auf einer Bergkuppe außerhalb des Ortes) befindet sich ein Massengrab mit Gedenkstein für 11 ermordete Juden (Gruppe 3, Reihe 1, Grab 16 und 17 an der Friedhofsmauer) Text: Stifter: Israelitische Kultusgemeinde Wien Errichtet im Sommer 1945 Die Anzahl der hier bestatteten Opfer ist nicht genau bekannt. Die Quellenangaben schwanken zwischen 15 oder 16 Personen, obwohl auf der Grabsteininschrift nur 11 "unbekannte Israeliten" angeführt werden. Die hier bestatteten ungarischen Juden waren knapp vor der Befreiung in den letzten Märztagen des Jahres 1945 aus dem Lager für ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter in Engerau (heute Bratislava/Petrzalka, Slowakei) in einem "Todesmarsch" zu Fuß durch Hainburg und Bad Deutsch-Altenburg zur Schiffsverladestation nahe dem Kurpark getrieben worden. Die vor Erschöpfung Zurückgebliebenen wurden von der Begleitmannschaft erschossen und blieben auf der Straße liegen. Der damalige Bürgermeister von Bad Deutsch-Altenburg ließ die Opfer auf dem Ortsfriedhof von Kriegsgefangenen in einem Schachtgrab beerdigen. Die Gedenkfahrt wurde hier mit einer Ansprache von Dr. Eleonore Lappin abgeschlossen.
Bericht über die Gedenkfahrt
nach Engerau 2004 DIE NÄCHSTE GEDENKFAHRT NACH
ENGERAU FINDET 2006 STATT |
Bericht von Claudia Kuretsidis-Haider
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